Das starke Geschlecht ist weiblich: Claudia Kahr.

Foto: VfGH/Bieniek

Exzellent, engagiert, exzentrisch, so wird die 54-jährige Verfassungsjuristin Claudia Kahr beschrieben, die von SP-Verkehrsministerin Doris Bures an die Spitze des Aufsichtsrates beim staatlichen Straßenbetreiber Asfinag gesetzt wurde.

Ahnungslosigkeit über die auf sie zukommenden Themen kann man der unverheirateten und kinderlosen Frau nicht vorwerfen: Denn ehe sie 1999 von der Bundesregierung unter Viktor Klima als Verfassungsrichterin nominiert wurde, leitete sie zwei Jahre die Sektion II im SPÖ-geführten Verkehrsministerium. Bereits dort war sie mit den Aufgaben Verkehrspolitik und Verkehrsplanung für Straße, Schiene, Kombiverkehr, Schifffahrt und internationale Verkehrspolitik zuständig. Diese Abteilung hat der damalige Verkehrsminister Caspar Einem geschaffen. Und er hat Kahr zur ersten Sektionsleiterin im Verkehrsressort gemacht.

Empfohlen wurde Kahr damals von Brigitte Ederer, deren Büro sie leitete, als diese Europastaatssekretärin war. Sie ist analytisch, sie versteht es, die Dinge auf den Punkt zu bringen, sie hat Werte, die sie kompromisslos vertritt, und sie ist total solidarisch, schwärmte Ederer.

Kahr begann ihre berufliche Laufbahn unter Kreisky und Sinowatz im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts und war in den Kabinetten mehrerer SP-Regierungsmitglieder wie Herbert Salcher, Franz Kreuzer und Rudolf Streicher tätig.

Auch die Werte der steirischen Arzttochter sind durchaus sozialdemokratisch, und sie ist eine engagierte Feministin. Die verstorbene Ex-Frauenministerin Johanna Dohnal habe sie sehr beeinflusst, ließ Kahr vor Jahren wissen.

Für ihren Charme ist die Vollblutjuristin allerdings nicht berühmt. Sie wirke eher rau, sei aber sehr herzlich, sagte eine Freundin: Manche Männer fürchten sich gar vor ihr. Das mag auch daran liegen, dass sie keinen Konflikt scheut. Sie könne unheimlich stur sein, jähzornig und mitunter ziemlich bissig. Auch mit ihrem modischen, mitunter exzentrischen Outfit sei sie in Beamtenkreisen schon öfter angeeckt. Kahr in einem früheren Interview: "Ich habe kein einziges klassisches Kostümchen." Eher schon getigerte italienische Designer-Pumps, Jil-Sander-Anzüge und Lackmantel. Auch privat hat die lebhafte, unkonventionelle Juristin Power: Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind Turnen und Reisen. Und sie liest meistens Fachliteratur.  (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.6.2010)