Nairobi - Ein Journalist der verbotenen ruandischen Zeitung "Umuvugizi" ist vor seiner Haustür in der Hauptstadt Kigali erschossen worden, nachdem er mögliche Verwicklungen der Regierung in ein Attentat öffentlich gemacht hatte. Jean Leonard Rugambage sei auf der Stelle tot gewesen, sagte Polizeisprecher Eric Kayiranga der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Demnach habe der bisher unbekannte Täter fliehen können.

Die Organisation Reporter Ohne Grenzen warf der ruandischen Regierung vor, in den Mord verwickelt zu sein. Am Tag seines gewaltsamen Todes habe Rugambage auf der Internetseite von "Umuvugizi" einen Artikel veröffentlicht, in dem er von einem Telefonat zwischen einem ruandischen Geheimdienstchef und den Männern berichtete, die verdächtigt werden, einen regierungskritischen ruandischen Ex-General im südafrikanischen Johannesburg angeschossen zu haben.

Rugambage war Journalist und stellvertretender Geschäftsführer der Zeitung "Umuvugizi", die bis April alle 14 Tage in der ruandischen Sprache Kinyarwanda erschien. Seitdem die Regierung ein halbjährliches Verbot der Publikation bis nach den Präsidentschaftswahlen im August verordnete, betreibt der Chefredakteur Jean Bosco Garasira sie aus seinem Exil in Uganda heraus als Online-Magazin weiter. Nach dem Mord an Rugambage sperrten ruandische Provider die Seite zeitweise.

Die Organisation Reporter Ohne Grenzen forderte die EU und die französische Regierung auf, eine unabhängige Untersuchung der Todesumstände vorzunehmen. Demnach handle es sich um den ersten Mord an einem Journalisten in Ruanda seit 1998. Rugambage war 2005 schon einmal verhaftet worden, nachdem er die Arbeit der örtlichen Kriegsgerichte kritisiert hatte. (APA)