Wie vulgär darf Journalismus sein? Gar nicht, sollte man meinen, doch die Beschäftigung mit dieser Frage ist durch folgende Leseranfrage gegeben: "Beim Lesen der interessanten Reportage über die Liparischen Inseln war plötzlich ein unflätiges Wort zu lesen: '... denn auch Eidechsen lieben Kapern. Sie scheißen die Samen allerorts aus ...' Was ist der Hintergrund für diese Wortwahl?"

Diese Ausdrucksform gehört selbstverständlich nicht in unse- ren Routine-Sprachgebrauch. Eine Eintragung in eine Liste der verbotenen Wörter gibt es aber auch nicht. Ein Blick ins Redaktionsarchiv zeigt den Grund: In den vergangenen zwölf Monaten finden sich 53 Eintragungen. Das Wort kommt fast einmal wöchentlich vor!

Es handelt sich jedoch meist um Zitate, oft in Zusammenhang mit der Integrationspolitik, wenn sich ein Gesprächspartner also darüber ärgert, dass Landsleute sich an, in deren Sicht, "Scheiß-Ausländern" reiben.

Und wenn es doch redaktionell verwendet wird? Das ist dann vielleicht mit einem Satz gut erklärt, mit dem ein von uns porträtierter junger Mann, der am Tourette-Syndrom leidet, seine Krankheit dargelegt hat: "Ich hab einen kleinen Clown im Hirn, der mir in die Synapsen scheißt." ( Otto Ranftl; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27. 2010)