Vor einem Jahr schon hat der Hälfte-Eigentümer der "Krone" eine Dichand Medienbeteiligung-GmbH ins Firmenbuch eintragen lassen. Darauf machte "Format" in seiner Freitag erschienenen Ausgabe aufmerksam und schrieb von der "Beteiligungsgesellschaft, die künftig die Anteile aller Familienmitglieder an der 'Krone' hält". Davon geht ebenso selbstverständlich "Österreich" am Samstag aus, das gleich mit "Hans Dichand: Das geheime Testament" titelt und doch allein den Notariatsakt zur Gründung der Dichand Medienbeteiligung meint. Vor solcher Anteilnahme stellt sich freilich noch die eine oder andere Frage - ob sie womöglich auf Anteil-Annahmen fußt. Sachdienliche sachliche und fachliche Hinweise dazu: immer gern.

Die Ausgangslage: Hans Dichand und die WAZ-Gruppe hielten/halten je 50 Prozent an der "Kronen Zeitung". Beide hatten das Vorkaufsrecht auf die Anteile des Mitgesellschafters. Weil die WAZ nicht zustimmte, konnte Hans Dichand seine Anteile zum Beispiel nie wie geplant in seine Privatstiftung einbringen. Formal wäre das eine Übertragung der Anteile, und die WAZ hätte sie vor Einbringung zu einem als angemessen festgestellten Preis kaufen können. Hans Dichand starb am 17. Juni 2010 und wurde Freitag (25. Juni 2010) früh morgens auf dem Grinzinger Friedhof im Kreis seiner Familie und weniger Freunde beerdigt. Samstagnachmittag um 16.30 Uhr findet im Wiener Stephansdom ein Gedenkgottesdienst für ihn statt.

Das Erbe: Dichands Testament ist nicht, jedenfalls noch nicht öffentlich bekannt. Anteile dürfte seine Familie erben, als Haupterbin gilt seine Frau Helga, dazu kommen seine drei Kinder Michael, Johanna und Christoph. Christoph ist Chefredakteur und steht neuerdings auch als Herausgeber der "Krone" im Impressum. Er ist voraussichtlich Sprecher der Erben, jedenfalls aber alleine berechtigt, über die Geschäftsführung und die Anteile an der Dichand Medienbeteiligung zu verfügen. Die Anteile an der Dichand Medienbeteiligung wird Dichand vermutlich ebenso der Familie vererben wie die "Krone"-Anteile.

Bisher scheinen im Firmenbuch keine Beteiligungen im Besitz der Dichand Medienbeteiligung-GmbH auf, Hans Dichand steht dort noch als alleiniger Eigentümer. Die Anteile an der Krone-Verlag GmbH sind (laut Compass) noch wie die letzten Jahrzehnte auf Hans Dichand persönlich eingetragen. Ebenso übrigens seine 50 Prozent an der Krone Media Aktiv (50 Prozent gehören auch hier WAZ), die 50 Prozent an der RTL-Vermarktungsgesellschaft IP Österreich (Werbefenster) hält.

Die Fragen:

  1. Hat die WAZ in den Verträgen über ihren Einstieg auch ein Vorkaufsrecht für die anderen 50 Prozent vereinbart, wenn sie nicht mehr Hans Dichand gehören, sondern seinen Erben? Die WAZ hat Dichand zwar auch einen aberwitzigen Vorabgewinn von fast neun Millionen Euro pro Jahr garantiert. Aber von einem weiter bestehenden Vorkaufsrecht kann man wohl ausgehen.
  2. Juristen vor, bitte: Kann man trotz eines solchen Vorkaufsrechts zum Beispiel ererbte Anteile in eine eigene Gesellschaft übertragen? In eine Stiftung offenbar nicht ohne Genehmigung des Inhabers dieser Vorkaufsrechte, siehe oben. Aber eine Stiftung hat ja auch keinen Eigentümer. 
  3. Noch eine Frage an Juristen: Könnte Hans Dichand eigentlich seine "Krone"-Anteile einer GesmbH vererben, zum Beispiel, wenn die Familie auf ihre Pflichtanteile an der "Krone" verzichtet und formal alleine die Anteile an der Dichand Medienbeteiligung erbt?

Wir forschen nach Antworten - und stoßen gewiss noch auf weitere Fragen. Danke für's Mitdenken. (fid)