Johannesburg - Nach der Einmischung von Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Sportministerin Roselyne Bachelot in die Angelegenheiten des nationalen Fußball-Verbandes (FFF) droht Frankreich Ärger mit dem Weltverband FIFA. "Wir werden ganz genau hinschauen, was in Frankreich passiert. Ich habe die Sportministerin informiert, wie die Institutionen des Fußballs arbeiten. Ich habe ihr gesagt, dass sie sehr vorsichtig sein müssen", sagte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke am Samstag in Johannesburg.

Die FIFA verbietet jede staatliche Einflussnahme auf die Politik der nationalen Fußball-Verbände und hat in jüngerer Vergangenheit einige Mitgliedsländer suspendiert. Die Aufarbeitung des sportlich wie disziplinarisch desaströsen Auftritts der Equipe Tricolore bei der WM in Südafrika hatte in den vergangenen Tagen Züge einer Staatsaffäre angenommen. Sarkozy empfing Starstürmer Thierry Henry zu einem klärenden Gespräch. Bachelot forderte FFF-Chef Jean-Pierre Escalettes zum Rücktritt auf.

"Sie dürfen sich treffen, sie können diskutieren, aber es darf keine politische Einflussnahme geben", diktierte der Franzose Valcke seinen Landsleuten die FIFA-Regeln. "Niemand kann jemanden zum Rücktritt auffordern", sagte der Funktionär.

Valcke verwahrte sich gegen den Vorwurf, die FIFA würde bei der großen Fußball-Nation Frankreich andere Maßstäbe geltenlassen als bei kleineren Mitgliedsländern. "Auch als es in Spanien Anzeichen der Einflussnahme gab, haben wir reagiert", sagte er. In der FIFA sind viele hohe administrative Posten durch Franzosen besetzt. Der in Südafrika sang- und klanglos gescheiterte Vize-Weltmeister von 2006 ist vom europäischen Kontinentalverband UEFA, dem der Franzose Michel Platini vorsteht, gerade erst zum Ausrichter der EM 2016 gekürt worden.