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Die neue Xbox 360

Foto: REUTERS/Mario Anzuoni

Das Design erinnert an eine Mischung aus Alienware-PC und alter PS3.

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Die neue Xbox 360 ist 17 Prozent kleiner, als ihre Vorgängerin.

Foto: Anandtech

Die neue Xbox 360 kommt mit 250 GB Festplatte und WiFi.

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Die Konsole arbeitet nun deutlich leiser und sparsamer.

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Das Netzteil wurde abermals ausgelagert.

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Seit dem Marktstart der Xbox 360 im Jahr 2005 haben der Hersteller Microsoft und dessen Kunden mit einer Vielzahl an technischen Problemen der Spielkonsole zu kämpfen. Studien von Branchenseiten und Marktforschungsunternehmen haben über die vergangenen fünf Jahre wiederholt gezeigt, dass ein Großteil der Xbox 360-Systeme der ersten Generationen eher früher als später den Geist aufgibt. Die Indikator-Leuchte für ein allgemeines Hardwareversagen erlangte bei Spielern unter der Bezeichnung "Red Ring of Death" ungewollte Popularität. Den Untersuchungen nach sollen 30 bis 50 Prozent aller Xbox 360-Konsolen ein frühzeitiger Tod ereilt haben. Microsoft ließ zur Schadenseingrenzung offiziell eine Milliarde US-Dollar für Reparaturmaßnahmen zurückstellen und erweiterte die Garantie um ein Jahr. Welcher Fehler im Hardware-Design genau für das Gros der Ausfälle sorgte und sorgt, ist nicht bekannt. Oberflächlich betrachtet, scheinen die Platinen schlicht und ergreifend zu überhitzen und die Konsole in die Knie zu zwingen. Wie schwer das Kühlsystem der Geräte unter der Abwärme zu leiden hat, bekommen Spieler an ihrem Trommelfell zu spüren: Der erreichte Lärmpegel der Lüfter und des DVD-Laufwerks erinnern unter Volllast mehr an einen Handstaubsauger als an ein Homeentertainment-Produkt.

Revision

Mit der im Rahmen der Videospielmesse E3 vorgestellten Revision der Xbox 360 adressiert Microsoft also gleich zwei Probleme. Zum einen soll damit die Ausfallsrate gesenkt und andererseits das Image der Konsole verbessert werden. Der Weg dazu führte über die Schrumpfung der Komponenten, womit sowohl die Leistungsaufnahme als auch die Abwärmeentwicklung gesenkt wurde. Die wichtigsten Bestandteile, also Prozessor und Grafikbeschleuniger samt eDRAM-Speicher wurden zu einem Chip auf der Hauptplatine verschmolzen, die Fertigungsgröße von 90 Nanometer bei den ersten Xbox 360-Modellen auf mittlerweile 45 Nanometer verkleinert. Der Stromverbrauch ließ sich damit von knapp 180 Watt auf 90 Watt reduzieren. Ein einziger großer Lüfter über der Prozessoreinheit schaufelt die warme Luft aus dem Gehäuse.

Für Konsumenten bedeutet dies, dass nicht nur die Stromkosten geringer sind, sondern auch, dass der zuvor störende Lärmpegel auf erträgliche Werte gesenkt wurde. Im Normalbetrieb schnurrt die neue Konsole fast unhörbar dahin, bei Spielen wird es etwas, aber nicht unangenehm lauter. Die Spezialisten von Anandtech präzisieren das Betriebsgeräusch mit 45 Dezibel. Der Grund, weshalb die neue Xbox 360 nicht ganz so leise summt wie eine Wii oder PS3 (Slim), ist das DVD-Laufwerk. Springt die Disc an, säuselt die Konsole mit deutlich hörbaren, aber immer noch verkraftbaren 51 Dezibel dahin. Bei Action-Sequenzen fällt dies nicht ins Gewicht, bei leisen Passagen wird man an die Technik hinter dem audiovisuellen Erlebnis erinnert.

Kein RRoD mehr

Es gilt abzuwarten, ob Microsoft mit dem neuen Design die Ausfallsrate wird senken können. Der Ausblick ist jedenfalls sehr vielversprechend. Den roten "Todesring" wird es übrigens nicht mehr geben, weil Microsoft die Fehleranzeige geändert hat. Außerdem soll nun ein Sicherheitssystem dafür sorgen, dass sich die Konsole bei zu hohen Temperaturen automatisch abschaltet.

Neues Design

Die Miniaturisierung des Innenlebens gab den Designern auch Spielraum für äußerliche Anpassungen. Das Gehäuse wurde dezent um 17 Prozent verkleinert und dank Glanzlackierung und oben und unten abschließenden Chromleisten veredelt. Die Festplatte wurde nach innen verlegt, ein stilistischer Knick im unteren Drittel des Gehäuses sowie Lüftungsschlitze an der linken und der oberen Seite setzen Akzente. Die Einschalttaste und der DVD-Auswurf-Button sind berührungssensitiv. Einzig negativ fällt auf, dass die Xbox nach wie vor kein Slot-Laufwerk, wie man es von Wii und PS3 kennt, besitzt. Auch ist das Netzteil wie gehabt ausgelagert, wenngleich es um rund ein Drittel kleiner ist, als zuvor.

In Summe kann das Erscheinungsbild als unauffällige Mischung aus Alienware-PC und alter PS3 bezeichnet werden, die sich gut ins übliche HiFi-Gedränge rund um den Fernseher bettet.

Mehr Anschlüsse, "Kinect-kompatibel", WiFi

Die Anzahl der USB 2.0-Anschlüsse wurde auf 5 erhöht, drei davon befinden sich an der Rückseite. Die zwei vorderen Ports wurden wie beim Vorgängermodell unter einer Klappe in das Gehäuse hereinversetzt. Zu wünschen lässt Microsoft hier nichts übrig, die meisten Spieler werden nicht einmal alle hinteren USB-Anschlüsse brauchen. Eine Besonderheit der neuen Xbox 360 ist die gesonderte Schnittstelle für die im November erscheinende Kamerasteuerung "Kinect". Dieser Anschluss versorgt das Peripheriegerät direkt mit Strom. Bei alten Xbox-Modellen wird Kinect per USB und über die Steckdose gefüttert.

Mit der Integrierung von Wireless Lan hat Microsoft die langjährigen Rufe der Spielerschaft erhört und auch noch ein schnelles und für Streaming geeignetes WiFi-Modul nach dem n-Standard verbaut. Hier sind nun Nintendo und Sony aufgerufen, bei ihren WiFi-Komponenten für Wii und PS3 aufzurüsten.

Größere und neue, proprietäre Festplatte

Mit der auf 250 Gigabyte angewachsenen Festplatte bietet die neue Xbox 360 genügend Platz für Spiele- und Film-Downloads. Alternativ können Musik- und Filmdateien per externem Datenträger über USB oder via Netzwerk-Streaming abgespielt werden.

Ärgerlich ist, dass der neue Festplattenanschluss abermals proprietär und noch dazu inkompatibel zu Festplatten des Vorgängermodells ist. Damit können neue Festplatten wie gehabt nur über Microsoft erworben werden. Zur Übertragung der Dateien von einer alten auf eine neue Xbox 360 wird ein separates Transfer-Kit für knapp 15 Euro benötigt. Der Übertragungsprozess ist unkompliziert und gelang im Test problemlos. Aufpassen muss man nur bei ausgeliehenen Filmen, diese können nicht übertragen werden. Näheres unter: support.microsoft.com

Lieferumfang ohne HD-Kabel

Im Lieferumfang der neuen Xbox 360 enthalten ist neben der Konsole ein optisch angepassten Controller sowie das Standard-Headset in schwarz. Wie es sich bei der "HD-Konsolengeneration" leider eingebürgert hat, wurde auch hier nur ein Cinch-Kabel für SD-Auflösung beigelegt. Ein in jedem Fall zu empfehlendes HDMI-Kabel für HD-Fernseher gibt es ab etwa 10 Euro im Fachhandel.

Kein Blu-ray, keine Überraschungen

Die Ausstattung hält unter dem Strich keine Überraschungen bereit. Als ultimative Unterhaltungszentrale hätte die Xbox 360 ein Blu-ray-Laufwerk vertragen. Cineasten können zwar mit dem Zune-Video-Store auf Film-Downloads zurückgreifen, der in Sachen Vielfalt und Qualität mit dem mittlerweile sehr breit gefächerten Blu-ray-Portfolio aber nicht mithalten kann. Preislich kann der Besuch in der Videothek auch billiger kommen.

Ebenfalls vermisst werden standardmäßig beigelegte Akkus für die Controller. Auch hier hätte sich Microsoft im Zuge der Revision ruhig ein Beispiel an der PS3 nehmen und dem Batterieverschleiß ein Ende bereiten können.

Preis im Vergleich

Preislich hat sich mit der Schrumpfung der Konsole nicht viel getan. Die neue Xbox 360 kostet mit 250 GB großer Festplatte rund 250 Euro (UVP) und ist damit genau zwischen der Wii (für 200 Euro UVP) und der PS3 (für 300 Euro UVP) angesiedelt. Gegenüber der Wii bietet die Xbox 360 deutlich bessere Spielegrafik und Multimedia-Funktionen. Gegenüber der PS3 fehlt der Xbox 360 die Möglichkeit Blu-ray-Filme abzuspielen und Online-Gaming über Xbox Live ist kostenpflichtig.

Im Herbst will Microsoft eine 200 Dollar teuere Variante der neuen Xbox 360 anbieten, die in die Fußstapfen des Arcade-Modell tritt. Nähere Details zu den Änderungen bei der Ausstattung wurden jedoch noch nicht genannt.

Fazit

Microsoft hat mit der neuen Xbox 360 das Nötigste gemacht, um die fünf Jahre alte Konsole nun uneingeschränkt Wohnzimmer-, ja sogar Schlafzimmer-tauglich zu machen. Es ist ein bisschen wie die Wandlung vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan. Der Geräuschpegel und der Verbrauch wurden deutlich gesenkt und die geringere Hitzeentwicklung lässt hoffen, dass die Konsole nicht mehr so schnell durchbrennt wie zuvor. Preislich hat sich allerdings wenig getan. Zwar bekommen Xbox-Spieler mit WLAN und größerer Festplatte nun etwas mehr für ihre 250 Euro, der Unterschied zur Blu-rays spielenden PS3 ist allerdings gering. Wer eine alte Xbox 360 hat, kann bei Bedarf und gegebenem Transfer-Kit bedenkenlos auf das neue Modell umsteigen.
(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 27.6.2010)