Seoul/Tokio - Die USA und Südkorea werden die Rückgabe der Befehlsgewalt über die südkoreanischen Streitkräfte in Kriegszeiten wegen der Spannungen mit Nordkorea von 2012 auf 2015 verschieben. Dies kündeten die beiden Staaten nach einem Treffen von US-Präsident Barack Obama und Südkoreas Präsident Lee Myung-bak am Rande des G20-Gipfels in Toronto am Samstag an.

Damit rückt die Normalisierung der Lage auf der koreanischen Halbinsel weiter in die Ferne. Um die Lage zu entspannen und Südkoreas Souveränität zu stärken hatten die beiden verbündeten Staaten erst 2007 vereinbart, Südkorea ab 2012 auch in Kriegszeiten den Oberbefehl über seine eigen Armee zu geben, den seit dem Koreakrieg (1951-1953) die USA innehaben. Das Militärkommando in Friedenszeiten hatten die USA bereits 1994 abgetreten.

Initiator der Verschiebung ist Südkoreas Regierung, die angesichts der Eskalation der Provokationen Nordkoreas mehr Zeit für zur Vorbereitung haben möchte. Nordkorea torpedierte nach Ansicht internationaler Experten im März das südkoreanische Kriegsschiff Cheonan. Bei dem Untergang starben 46 Marinesoldaten.

Der Vorfall hatte in den Augen vieler Politiker die mangelnde Bereitschaft des südkoreanischen Militärs offengelegt. Denn der Norden hat auf Sanktionsandrohungen mit Vergeltung bis hin zum "totalen Krieg" gedroht.

Seither laufen diplomatischen Bemühungen, die Lage zwischen den hochgerüsteten Nachbarn zu entspannen. An deren Grenze stehen sich rund 1,2 Millionen nordkoreanische und 600.000 südkoreanische Soldaten gegenüber. Die beiden Staaten liegen offiziell noch immer im Krieg, da sie am Ende des Koreakrieges lediglich einen Waffenstillstand vereinbarten. (mako, DER STANDARD, Printausgabe 28.6.2010)