Graz - In einem offenen Brief haben sich das Rektorat und die Geschäftsführung der Fachhochschule Joanneum hinter den unter Manipulationsverdacht geratenen Studiengangleiter Heinz M. Fischer gestellt: In manchen Fällen seien Zweifel an der Urheberschaft mitgebrachter Texte aufgekommen. "Für die endgültige Reihung wurde dies vom Studiengangleiter als Vorsitzenden der Kommission durch entsprechende Bewertung des persönlichen Gesprächs berücksichtigt," hieß es in der Begründung.

Die FH erklärte, dass das Aufnahmeverfahren im Fall des Studiengangs "Journalismus und Unternehmenskommunikation" in den Jahren 2005 bis 2008 in vier Module aufgeteilt war: Eine zu Hause erstellte Textmappe, ein schriftlicher Test, eine Kreativklausur sowie ein persönliches Gespräch mit einer Aufnahmekommission. Auf Basis der Bewertung der vier Teile sei eine Reihung vorgenommen worden. Bei einigen Aufnahmegesprächen seien jedoch Zweifel bezüglich der Übereinstimmung der Qualität der mitgebrachten Textmappen und den persönlichen Eindrücken über die Qualifikation für das Studium aufgekommen.

Modifzierung Ende 2008

Ende 2008 wurde das Verfahren modifiziert und seither wird auf die Erstellung von Texten zu Hause wegen der nicht immer nachvollziehbaren Autorenschaft verzichtet. Stattdessen müssen die Bewerber an Ort und Stelle eine ausführlichere Aufnahmeklausur absolvieren. Bei einer Prüfung des neuen Verfahrens 2009 seien laut FH keine Probleme festgestellt worden, weshalb das frühere Problem als gelöst gesehen werden könne. Die anonymen Urheber der "diskriminierenden Kampagne" schädigten den Ruf der FH und Hunderter Studenten und Absolventen. Die Anschuldigungen wurden entschieden zurückgewiesen und man wolle seitens der Fachhochschule "alles unternehmen, um die Initiatoren dieser Kampagne zur Rechenschaft zu ziehen".

Seit vergangenen Herbst wurde immer wieder Kritik am Aufnahmeverfahren zum Studiengang laut. Daraufhin gab es eine interne Revision der FH Joanneum, bei der die Unterlagen des Aufnahmeverfahrens beschlagnahmt wurden. Damals stand der Vorwurf der Urkundenfälschung im Raum. In einer anonymen Strafanzeige, die bei der Staatsanwaltschaft Graz aufliegt, heißt es dazu: "Dem Vernehmen der Einschreiter nach wurden die [...] Tatsachenbehauptungen in einem nicht unternehmensöffentlichen Tatsachenbericht bestätigt, wonach der Vorwurf der systematischen Verfälschung der Ergebnisse des Aufnahmeverfahrens durch den Studiengangsleiter über Jahre hinweg bestätigt worden sein soll." Fischer wies von Anfang an die Vorwürfe der Manipulation entschieden zurück. (APA)