Braunschweig - Thomas Muster trifft beim ATP-Turnier in Braunschweig auf den Iren Conor Niland und sollte damit einen eigentlich "optimalen" Gegner für sein überraschendes Comeback auf der ATP-Profitour zum Widersacher haben. Das Auftakt-Match des 44-fachen Turniersiegers aus Österreich und dem Weltranglisten-165. aus Dublin wurde für Dienstag als Top-Match des Tages (nicht vor 17.00 Uhr MESZ) angesetzt.

Muster will sich nach elfjähriger Pause und mit 42 Jahren noch einmal selbst aus der Reserve holen und trainiert deshalb schon seit längerer Zeit fast so intensiv wie in den Jahren, als er zum Paris-Sieger und zur Nummer eins der Welt wurde. "Ich fühle mich fit, aber weiß natürlich nicht genau, was mich erwartet", gestand Muster vor dem Match ein.

Braunschweig keine Eintagsfliege

Der nie offiziell zurückgetretene Muster hat für seine kommenden Vorhaben auch organisatorisch alle Weichen gestellt und erfüllt durch eine Genehmigung der NADA und die Erfüllung der Whereabout-Regeln auch alle auch Anforderungen für eine Teilnahme an der ATP-Tour. Muster ist auch beim Welttennisverband ITF wieder gemeldet, der jederzeit bei ATP-Turnieren Dopingtests durchführen kann. Laut dem Paris-Sieger von 1995 soll Braunschweig keine Eintagsfliege bleiben, Muster will weiter auf der Challenger-Tour antreten.

"Alien"

Natürlich fühlt sich der 42-jährige Steirer in Braunschweig ein wenig wie ein "Alien". "Von den hiesigen Hauptfeldspielern kenne ich nur wenige", gestand er nach seinem Sieg in einer Exhibition gegen seinen Ex-Kollegen und Braunschweig-Turnierdirektor Michael Stich. Der um 14 Jahre jüngere Niland gilt als Spieler, der sich nicht besonders gerne bewegt, deshalb sollte der irische Davis-Cup-Spieler, der gerade die beste Phase seiner Karriere erlebt, für Muster noch eines der "leichteren" Erstrunden-Lose gewesen sein.

"Für mich ist es ein Test"

"Für mich ist es ein Test", wiegelte Muster aber alle Ansprüche ab. "Wenn ich in zwölf Monaten wieder in Braunschweig spielen sollte, dann kann man einen Vergleich anstellen. Also, frei nach Franz Beckenbauers: Schau'n mer Mal", machte Muster klar, dass er seinen vielfach als PR-Gag gewerteten Auftritt selbst nicht ganz so ernst nimmt.

In der Szene wird die Muster-Initiative mit viel Interesse verfolgt. Während vielfach befürchtet und kritisiert wird, der zweifache Sportler des Jahres Muster könne sich mit seinem "Comeback" als Tennis-Denkmal nur selbst zerstören, halten andere Musters Aktion für "mutig". "Das muss man sich erst einmal trauen", meinte etwa Musters Landsmann Hannes Arch. Der Extremsportler und Air-Race-Weltmeister sagte unlängst: "Alle anderen sind in Wahrheit Angsthasen, ruhen sich auf den Lorbeeren aus und verkalken. Zu dem was Muster tut, gehört viel Mut."

Beim Turnier in Braunschweig starten insgesamt 17 Spieler aus den Top 150 der ATP-Weltrangliste und Profis aus 18 verschiedenen Nationen. (APA)