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"Der Bauchtanz ermöglicht eine Erfahrung des eigenen Körpers, die das Selbstvertrauen stärkt."

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Zahlreiche Mythen und Phantasien ranken sich um den orientalischen Tanz. Eine der bekanntesten Tänzerinnen ist die biblische Gestalt Salome, die bei der Hinrichtung des Johannes des Täufers eine Schlüsselrolle gespielt haben soll. Ihr Stiefvater Herodes, der Herrscher von Galiläa, ist von ihrem Tanz der Sieben Schleier so fasziniert, dass er ihr die Erfüllung eines Wunsches verspricht. Die schöne junge Frau wünscht sich nichts weniger als den Kopf des Johannes und bekommt ihn schließlich auf einem Tablett präsentiert.

In der Bibel wird durch diese Erzählung eine Dualität geschaffen: einerseits die mächtige, laszive und unwiderstehliche Salome, andererseits der tugendhafte Asket Johannes, der Salomes Macht zum Opfer fällt. Diese Darstellung prägt noch heute die Wahrnehmung dieses Tanzes.

Erotik und Selbstvertrauen

Trotz der starken erotischen Komponente des orientalischen Tanzes werden die Tänzerinnen vom Publikum nicht auf ein Sexobjekt reduziert, meint die Psychologin und Bauchtanzlehrerin Ursula Schopf: "Durch das Spiel von Zeigen und Nichtzeigen umgibt sich die Tänzerin mit einer geheimnisvollen Aura. Sie ist erotisch und weckt Fantasien, wie aus Tausendundeiner Nacht." Die Ästhetik der Tänzerin ist nicht an eine bestimmte Figur oder ein Alter gekoppelt, sagt Schopf: "Der Bauchtanz gibt keine krassen Schönheitsideale vor, man muss nicht jung sein und eine Modelfigur haben, um vom Publikum geschätzt zu werden. Die Erotik liegt darin, dass mit dem Tanz ein Gefühl transportiert wird."

Tanzen für Frauen jeden Alters

Schopf hat sich in ihrer Diplomarbeit mit der Wirkung von Bauchtanz auf Frauen beschäftigt und betreibt das Tanzstudio Mänada in Wien. Seit zwanzig Jahren tanzt und unterrichtet sie. Das Tanzstudio Mänada wird von Frauen aller Altersgruppen genutzt. „Drei Generationen von Frauen erlernen in der Schule das Tanzen, im Alter von 20 bis Mitte 70. Die Tänzerinnen sind großteils Österreicherinnen, weil sie im Gegensatz zu Frauen, die aus orientalischen Ländern stammen, nur über eine Tanzschule den Zugang zum Bauchtanz finden können", erzählt Schopf. 

Eine neue Körpererfahrung

Im Bezug auf den Bauchtanz unterscheidet die Tänzerin zwei Aspekte: Einerseits erfordert der Tanz den Auftritt vor dem Publikum, also die Bühnenpräsenz der Frau. Andererseits ermöglicht der Bauchtanz eine Erfahrung des eigenen Körpers, die das Selbstvertrauen stärkt. "Der orientalische Tanz bietet eine ganz andere Körpererfahrung als zum Beispiel ein Fitnesscenter", erklärt Schopf. Auch gesundheitliche Aspekte würden eine Rolle spielen, weil der Tanz ursprünglich ein ritueller Geburtstanz war. Die Tanzbewegungen stärken gezielt die Unterleibsmuskulatur und fördern so das Wohlbefinden der Frau, außerdem sind dazu geeignet, das Körpergefühl zu intensivieren. "Diese Art der Auseinandersetzung mit ihrem Körper helfe den Frauen, zu sich selbst zu stehen", erklärt Schopf.