Wien - Obwohl weite Teile Österreichs derzeit von einer Gelsen-Invasion heimgesucht werden, sind über die Stechmücken übertragene Krankheitserreger - wie Usutu oder West Nil Virus - derzeit offenbar kein Thema. "Für die Viren, die vor allem Vögeln gefährlich werden können, ist es noch etwas zu früh, außerdem werden sie nicht typischerweise von den sogenannten Überschwemmungsgelsen übertragen", so Herbert Weissenböck, Professor und Virenspezialist an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Usutu-Virus
Probleme mit hauptsächlich von Hausgelsen übertragenen Viren gibt es
typischerweise nicht vor Juli. Das sogenannte Usutu-Virus verursachte
das von 2001 bis etwa 2005 zu beobachtende Amselsterben. Mittlerweile
sind die Tiere gegen den Erreger offenbar immun geworden, die Bestände
haben sich erholt. Auch Menschen können bedingt vom Usutu-Virus befallen
werden, so wurden Fälle von fieberhaften Erkrankungen und Ausschläge
bekannt.
Auch das West Nil Virus kann Menschen befallen, allerdings
ist eine Ansteckung von Mensch auf Mensch nicht möglich. Unter Vögeln
sind vor allem Greifvögel wie Habichte anfällig für den Erreger.
Geduldige Kinderstube
Überschwemmungsgelsen überdauern trockene Perioden - das können auch Jahre sein - als Eier im Boden. Nachdem ein Hochwasser durchgezogen ist, schlüpfen die Larven in den verbleibenden Tümpeln. Die Entwicklung bis zu den fertigen, geflügelten Insekten dauert je nach Temperatur einige Tage bis Wochen. Überschwemmungsgelsen können so innerhalb kurzer Zeit zur Plage werden.
Andere Lebensgewohnheiten haben die Hausgelsen, welche die kalte Jahreszeit gerne in menschlichen Behausungen überdauern. Schuppen, Stadel oder Keller sind dabei willkommen. Anders als die Überschwemmungsgelsen beginnen die Hausgelsen im Frühjahr stets mit einer kleinen Population, die dann im Laufe des Sommers langsam anwächst. Feuchtes Wetter fördert die Hausgelsen, denn auch diese brauchen kleine Wasseransammlungen als Kinderstube für den Nachwuchs. "Entscheidend ist aber die Temperatur, in einem langen, heißen Sommer kann die Population erheblich anwachsen", so der Wissenschafter. (APA/red)