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Preisvergleiche zwischen den Ländern sorgen in der Lebensmittelbranche für hitzige Diskussionen. Zumal Österreich beim Blick auf die Preise im Einkaufswagerl schlecht wegkommt.

Foto: AP/Matthias Rietschel

Brüssel – Österreichs Fleischpreise sind die zweitteuersten in der EU. Nach einer am Montag von Eurostat veröffentlichten Studie sind nur die Dänen mit 131 Prozent vor Österreich (128 Prozent). An dritter Stelle folgt Deutschland. Am billigsten sind die Fleischpreise in Rumänien. Der Durchschnitt der 27 EU-Staaten wird mit 100 angesetzt.

Anders sieht es bei alkoholischen Getränken und Tabakwaren aus. Hier liegt Österreich mit 95 bzw. 97 Prozent jeweils unter dem EU-Schnitt. Führend bei den Alkoholpreisen ist Finnland mit 170 Prozent.

Wien – Die Preise für Lebensmittel von Fleisch über Fisch bis zu Gemüse und Obst sind in Österreich stärker gestiegen als in den meisten anderen Ländern der EU. Rangierte Österreich in der Liste der teuersten Länder zuletzt noch auf Platz sieben, so rückte man mittlerweile auf den fünften vor, zeigt eine aktuelle Studie der Eurostat.

Schwer ins Gewicht fällt dabei vor allem Fleisch. Nur Dänemark ist hier noch teurer. Ein Jahr zuvor reihte sich Österreich bei den Produkten rund um das Schnitzel zwei Plätze weiter hinten ein.

Bei Fisch rückte man ganze drei Positionen nach vorn. Bei Gemüse und Obst immerhin eine. Allein bei Zigaretten und Alkohol kommt man in Österreich vergleichsweise günstig weg.

Die wahren Auslöser der Preisdifferenzen auszumachen, das sei die Einserfrage, sagt Josef Baumgartner, Experte des Wirtschaftsforschungsinstituts. Für vieles ge-be es nur Spekulationen, harte Daten kaum. Zumal sich keine Handelskette in ihre Preiskalkulation blicken lässt. Baumgartner vermutet dennoch, dass dahinter einerseits ein schwächerer Wettbewerb unter den Handelsketten stecken könnte – die Marktkonzentration geht in Österreich weit über jene anderer Länder hinaus. Zum anderen seien auch die Konsumgewohnheiten in Österreich andere, mehr Bio macht Lebensmittel insgesamt in der Statistik teurer.

Für die Arbeiterkammer ist die Bilanz der Eurostat freilich Wasser auf ihren Mühlen. Sie übt sich seit Jahren in Preisvergleichen, einer der jüngsten habe Aufschläge von bis zu einem Fünftel bei identen Produkten ergeben. Überprüft wurden Warenkörbe mit 39 Nahrungsmitteln aus Österreich und Deutschland, sagt Manuela Delapina, Referentin der Arbeiterkammer. Höhere Qualität spiele da nur mehr bedingt eine Rolle. Die Teuerung ist aus ihrer Sicht klar hausgemacht, der Handel schröpfe den österreichischen Markt.

Man könne Handelsketten einiges vorwerfen, aber sicher nicht zu wenig harten Wettbewerb und ein zu hohes Preisniveau, entgegnet Michael Blass, Vorsteher des Verbands der Lebensmittelindustrie. Die Zahl an Dauertiefpreisen und Aktionen nehme laufend zu – stets zulasten der Produzenten.

Bei den Preisvergleichen dürften nicht Äpfel mit Birnen in einen Topf geworfen werden, meint er. Österreichs Industrie sei regionaler aufgestellt und arbeite mit kleineren Losgrößen als europäische Mitbewerber. Der Erhalt der Gentechnikfreiheit habe ebenso seinen Preis wie der höhere Anteil an Bioware. Der Standard der Rezepturen sei höher als in anderen europäischen Ländern. Dass der Weg der österreichischen Lebensmittelbranche der richtige sei, beweise der stetig steigende Export: Seit 1995 habe sich der Anteil an Ausfuhren von 16 auf 60 Prozent erhöht. International tragen Lebensmittel derzeit nur noch wenig zur Inflation bei. Bedingt durch kleinere Ernten könnten die Preise laut Wifo künftig aber wieder leicht steigen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.6.2010)