Hanoi - 35 Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs wollen die Vereinten Nationen mehrere infolge des Einsatzes des Entlaubungsmittels "Agent Orange" durch die US-Armee verseuchte Gebiete säubern lassen. Wie das UNO-Entwicklungsprogramm (UNDP) am Montag in Hanoi mitteilte, soll der Schwerpunkt der Arbeiten am Flughafen Bien Hoa nahe der südlichen Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) liegen. Das Gebiet eines früheren US-Luftwaffenstützpunkts gilt als besonders verseucht.
Die US-Armee warf in den 1960er- und 1970er-Jahren über 80 Millionen Liter Entlaubungsmittel über Südvietnam ab, um die Bekämpfung kommunistischer Widerstandskämpfer zu erleichtern - zu einem großen Teil "Agent Orange" mit extrem giftigem Dioxin. Die Herbizide gelangten in die Nahrungsmittelkette und verursachen bis heute schwere Missbildungen bei Neugeborenen und Tumor-Erkrankungen. Opferverbände sprechen von drei Millionen Betroffenen. Mehr als die Hälfte der Wald- und landwirtschaftlich genutzten Fläche wurde dadurch verseucht. Vietnamesische Opfer waren in der Vergangenheit mit Schadenersatzforderungen gegen die Herstellerfirmen der Chemikalien vor US-Gerichten gescheitert.
Verzehnfachung der Mittel nötig
Für das UNO-Projekt stehen bisher fünf Millionen Dollar (vier Millionen Euro) bereit, nötig wäre nach UNO-Angaben mehr als zehnmal soviel. Auch auf zwei weiteren früheren US-Stützpunkten soll der durch Dioxin verseuchte Boden gesäubert werden. Laut der Vereinigung von "Agent Orange"-Opfern wurde das Mittel am 10. August 1961 zum ersten Mal vom US-Militär in Südvietnam eingesetzt.
Vietnam hatte unter Hinweis auf die verheerenden Auswirkungen des chemischen Krieges die US-Regierung eindringlich aufgefordert, Hilfe für die Opfer von Agent-Orange-Einsätzen zu leisten. Die Krebsraten sind um ein Vielfaches höher als in anderen Ländern. Hunderttausende Vietnamesen erkrankten an Leukämie oder bösartigen Geschwülsten.
Dioxin ist höchst stabil und bleibt auf unabsehbare Zeit in der Umwelt wirksam. Seine Konzentration im Boden, in Ablagerungen ebenso wie im Tierfutter führt dazu, dass die Nahrungskette verseucht wird. Es steht fest, dass in Familien von Agent-Orange-Opfern eine Häufung von Totgeburten, Geburten von Kindern mit schweren Behinderungen und Missbildungen zu beklagen ist, und dass auch die zweite und dritte Generation davon betroffen sind. (APA)