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Zumindest in Deutschland wohletabliert: Die Komikerin Ilka Bessin als pastellfarbene Perle "Cindy aus Marzahn"

Foto: AP Photo/Hermann J. Knippertz

Humor ist Männersache? In Österreich ja. Von dieser Beobachtung ausgehend beschäftigt sich die Kommunikationswissenschafterin Bettina Figl in ihrer Magisterarbeit "Von Schmähführern und Schmähführerinnen" mit der Frage, warum bis auf wenige Ausnahmen Männer die Komik in der Öffentlichkeit in Beschlag genommen haben und weshalb ihnen Frauen allem Anschein nach weitgehend das Feld überlassen. Denn gleichgültig ob im Bereich Comedy, Kabarett oder im Printjournalismus - wenn Humor drauf steht, ist meist Mann drin. So geben bei heimischen TV-Formaten wie "Wir sind Kaiser", "Dorfers Donnerstalk" oder "Willkommen Österreich" Männerrunden den Ton an und führen Schmäh unter Kollegen, aber nicht unter Kolleginnen. Bei "Wir sind Kaiser" ist die einzige ständige Protagonistin eine gewisse Frau Augenweide, die, nomen est omen, sicher nicht wegen ihres Intellekts vom Patriarchen geschätzt wird. Lediglich in "Was gibt es Neues" findet sich wöchentlich eine Frau in der illustren Runde und frau fragt sich: Warum haben hier nicht mehr Kabarettistinnen Platz?

Weiblicher und männlicher Humor

Wer sich schon immer einmal gefragt hat, welche der komischen Größen in hiesigen Medien von Relevanz sind, findet eine sehr vollständige, namentlich Erhebung in der genannten Arbeit. Denn diese diente als Basis für die Auswahl von acht KolumnistInnen, KarikaturistInnen und FernsehkabarettistInnen, welche die Autorin mittels ExpertInneninterviews befragte. Einer Meinung sind sich die Profis dahingehend, dass sich weiblicher und männlicher Humor unterscheidet. Frauen dürfen - gesellschaftlich betrachtet - nur ein kleineres Schmäh-Spektrum benützen als Männer. Damit haben sie sprachlich weniger Möglichkeiten, sich humoristisch zu äußern. Viele Schienen, derer sich Männer im Humor bedienen können, passen nicht zum herkömmlichen Bild einer Mittelschichtfrau. Derb-sarkastisches zum Beispiel ist für Frauen Tabu, wird von Männern aber gerne produziert und vom Publikum mitunter gerne gesehen.

Eine gewisse Begründung für diesen Umstand ergibt sich aus dem Blick in die Geschichte: Für Frauen war es lange Zeit nicht schicklich, sich zu amüsieren. Daher ist schon alleine ihr Auftreten im humoristischen Kontext ein kleiner Tabubruch. Im Gegensatz dazu gilt der männliche Humor als Regelfall. Am Anfang steht daher für Frauen der Bruch mit dem Klischee und erst dann können sie ihren Humor vermitteln und unter die Leute bringen.

Macht und Humor

Humor hat in seiner Gruppenfunktion betrachtet eine machtträchtige Funktion. Denn Scherzen besänftigt nicht nur die zwischenmenschliche Interaktion, Gruppen grenzen sich durch Humor auch von anderen, nicht zugehörigen Personen ab. Die Gruppe muss damit auch die Scherzenden kennen, denn Voraussetzung ist eine nachhaltige Beziehung zwischen Publikum und SchmähführerInnen - denn erst jetzt kommt diesen das Recht zu, Witze zu reißen und damit auch Dinge infrage zustellen.

Mit Blick auf die öffentliche Kommunikation ist dies insofern relevant, als auch hier keineswegs Unbekannte humoristische Texte schreiben. Im Gegenteil, oft sind es die ChefredakteurInnen oder zumindest in der redaktionellen Hierarchie weit oben angesiedelte Personen, die humoristisch zum Zeitgeschehen Stellung nehmen. Nur wem die Macht zu kommt, etwas zu sagen zu haben, der darf sich auch das Recht heraus nehmen, sich humoristisch zu äußern. Sieht man sich nun die Anzahl der Frauen in Österreich in diesen Positionen an, wird schnell klar, warum der Humor meist aus männlicher Feder stammt: Frauen sind in den Medien in Spitzenpositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Damit kommen sie auch nicht zum Zug, wenn es darum geht, ihren Humor unter Beweis zu stellen.

Ähnlich scheint es in der Kabarett- und Comedywelt zu sein, denn nur die Bekanntesten dürfen in TV-Shows auftreten, und das sind vorwiegend Männer. Auch in diesem Bereich der Gesellschaft, der sich gerne den Touch des Links-Liberalen gibt, funktionieren offenbar die Ausschlussmechanismen wie männliche Konkurrenzkultur und Seilschaften. Dass die Frauen dennoch im Kommen sind, beweisen unter anderem die hier befragten Humoristinnen durch ihre bisherigen Karrieren.

Die Magisterarbeit "Von Schmähführern und Schmähführerinnen. Eine qualitative Befragung österreichischer KarikaturistInnen, KolumnistInnen und FernsehkabarettistInnen" von Bettina Figl ist auf textfeld.ac.at im Volltext nachzulesen.