Bewerber um deutsches Digitalradio: Florian Novak.

 

 

Foto: Lounge FM

DAB+, der nächste Standard für digitales Radio, kam gerade einen entscheidenden Schritt voran: Die zuständige Gebührenkommission genehmigte dem öffentlichen Deutschlandradio gerade 30 Millionen Euro für die Beteiligung an DAB+. Die Beteiligung des Gebührensenders stellt das gesamte Projekt auf eine deutlich stabilere finanzielle Basis.

Sieben Bewerber sind neben drei Deutschlandradio-Kanälen in der Endauswahl für die (dafür ausreichenden) Plätze im digitalen Äther: der Medienriese Disney mit einem gleichnamigen Kinderradio etwa, Radio NRJ, ein Fußballradio (90elf), und "Radio Rauschgold" mit Beteiligung der Oschmann-Gruppe, die in Österreich etwa Radio Arabella betreibt. Und die Entspannungsradio GmbH aus Österreich. Hier betreiben die Entspannungsfunker um Manager und Gesellschafter Florian Novak Lounge FM über Internet, etwa auf derStandard.at, über Mobilfunk und Handyfernsehen und regional in Oberösterreich, wo gerade eine Frequenz für Gmunden dazukam.

Nächste Etappe

Nächste Etappe auf dem Weg zu deutschlandweitem Digitalradio: Bis 22. Juli sollen die Bewerber der zuständigen Kommission der Landesmedienanstalten Verträge mit dem technischen Betreiber dieser Radioplattform vorlegen, der Media Broadcast. Der deutsche Anbieter in französischem Besitz ist auch in Österreich aktiv. Media Broadcast betreut hier bisher Handyfernsehen über DVB-H.
Sechsstellige Eurobeträge sind als Sendermieten für DAB+ in Deutschland in Diskussion, die sich in der größten Ausbaustufe auch einer Million pro Jahr nähern könnten. Die Gretchenfrage, nicht zuletzt für das kleine Lounge FM: Können Radiosender auf einem neuen technischen Standard, der neue Empfangsgeräte erfordert, so viel Geld insbesondere über Werbung zurückverdienen?
Florian Novak sagt: "Wir rechnen noch mit Bewegung bei den Gesprächen mit der Media Broadcast." Er verhandle zudem mit Partnern, auch internationalen, für das Projekt.

In Österreich sehen die Sender wie die Medienbehörde Komm-Austria und die Rundfunkregulierung RTR digitales Radio bisher eher abwartend. Anläufe etwa mit dem Vorgängerstandard DAB in Deutschland waren eher teuer als erfolgreich. In Großbritannien indes ist der Umstieg auf digitales Radio schon weit gediehen. Auch in der Schweiz läuft es gut an.

Digitales Radio bringt (wie digitales Fernsehen) deutlich mehr Platz für Programme. Das bedeutete technisch mehr Kapazitäten für österreichweite Sender - und damit neue Konkurrenz für bestehende Programme. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 29.6.2010)