Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Balogh

Pál Schmitt, der am Dienstag als Ungarns Staatspräsident gewählt werden soll, begann seine Laufbahn im Kommunismus als Spitzensportler. Im ungarischen Nationalteam gewann er im Fechten zweimal olympisches Gold. (1968 und 1972). In den Gewinnermannschaften war er nicht der Star, sondern der verlässliche Teamkamerad.

Nach seiner aktiven Karriere strebte er in die Nähe der Macht. So brachte er es zum Vizedirektor des Budapester Hotels Astoria, in dem gerne auch westliche Geschäftsleute abstiegen - einem Posten also, der nicht nur das Vertrauen der Kommunistischen Partei voraussetzte, sondern auch das der Geheimpolizei. Dieses Vertrauen der Herrschenden pflegte er auch später nicht zu enttäuschen, als er Chef eines Stadions und Vizeminister für Sport wurde. 1984 boykottierte Ungarn auf Druck der Sowjetunion - und zusammen mit den anderen Ostblock-Staaten - die Olympischen Spiele in Los Angeles.

In Ungarns Bevölkerung war diese Entscheidung zutiefst unpopulär. Vizeminister Schmitt entzog sich geschickt der Teilnahme an der Beschlussfassung, indem er zu einem angeblich unumgänglichen Funktionärsmeeting nach Sofia entwich. Kritik an dem Boykott übte er freilich auch nicht.

Dies ebnete ihm den Weg zu einer langen Karriere im Top-Echelon des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wo er heute Protokollchef ist. Im Ungarischen Olympischen Komitee ist er seit 1989 Präsident. In all diesen Funktionen dürfte er Mitwisser unzähliger Dopingvorfälle und dubioser Finanztransaktionen sein.

Aber Pál Schmitt ist diszipliniert, deshalb schätzen ihn Politiker unabhängig von der Couleur. Die ersten Regierungen nach der Wende hatten für ihn als Botschafter in Madrid Verwendung. 1998 wollte er Bürgermeister Budapests werden und bot sich allen Parteien an, bis Viktor Orbáns Fidesz zugriff. Die Jungdemokraten brauchten damals einen Zählkandidaten, denn der seit der Wende amtierende liberale Oberbürgermeister Gábor Demszky war unschlagbar. Schmitt verlor zwar, wurde aber Partei-Vize, dann Europaparlamentarier, und war seit den Wahlen im April für kurze Zeit Parlamentspräsident.

Als Knecht Orbáns weiß er, was sein Meister von ihm erwartet. Pál Schmitt hat sich, wie der Blogger Árpád W. Tóta schrieb, "erfolgreich ins Sándor-Palais (Präsidenten-Amtssitz, Anm.) hochgeschleimt". (Gregor Mayer/DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2010)