Arte feiert die Sixties: >>> Zur Programmübersicht

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Nostalgie ist gut. Jeder mag Nostalgie. Zumindest ein bisschen. Selten war eine Vergangenheit nur schlecht. In Wahrheit wird sie immer besser. Manchmal wird sie aber so gut, dass sie aufs Neue zu wachsen beginnt, die Leute im Kollektiv zurücksehen lässt, nicht mehr weggeht, nicht mehr loslässt, monströs wird. 

Ja, die 60er sind zurück. Zumindest im Arte-Sommerprogramm. Schon wieder. Manchmal kann die Gegenwart die Vergangenheit einfach nicht mehr abschütteln, egal welche Neuigkeiten sie sich ausdenkt. 

Wir sind Geiseln der Zeitgeschichte: Ganze Generationen sind dazu verdammt, immer wieder jugendliche "Ich bin ein Hippie, Mod oder eine Mischung zwischen Jim Morrison und dem jungen Lou Reed"-Phasen durchzumachen, um sich viel später im Zweiparteiensystem von Beatles und Rolling Stones einzupendeln. An alkoholgeschwängerten Abenden wird dann über schönste Italo-Western-Momente, beste psychedelische Musik oder Brigitte Bardot als popkulturelle Exponentin der sexuellen Befreiung gesprochen. 

Arte, seit ein paar Jahren Haupttriebfeder sommerlichen Nostalgieprogramms, nennt seinen neuen Schwerpunkt - wirklich - "Summer of the 60s". - Mit Beatlemania in Swinging London, dem goldenen Herz Neil Youngs und Brigitte Bardot vs. Marcello Mastroianni in Schwarz-Weiß. Außerdem betören die gelehrige Nostalgie: James Dean, Sixties-Jet-Set-Analyse, Christoph Waltz als Roy Black, natürlich Grease, Françoise Hardy und, und, und.

Der Kultursender Nummer eins in diesen Breiten müsste ja nicht gleich einen Sommer der Avantgarde lostreten, aber mit den Golden 60s reicht's jetzt echt.Jeden Donnerstag. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 29.6.2010)