Wien - In der Regel fährt Wiens Polizei in Sachen nächtlicher Ruhestörung eine deeskalativ-kooperative Linie: Man versucht zu vermitteln und bittet. Dann wird gemahnt. Nur wenn's weiter lautstark wummert, was Kindern, Kranken, Frühschichtlern oder "normal" Berufstätigen den Schlaf raubt, werden Strafen verhängt.
Meist, aber nicht immer: "Wie genau stellen Sie sich das vor?" wurde die Wienerin Sandra H. gefragt, als sie Sonntagabend gegen halb elf ob des Lärms von der Donauinsel Hilfe suchte. Trotz geschlossener Fenster, so die Klage, wummere es bei Frau H. so, als stünden vor dem Haus tiefergelegte "Uffta-Uffta"-Jungmannautos. Nicht an oder nahe der Donau - sondern hinter dem AKH.
Davon, dass die Alsergrunderin Gras wachsen hört, kann jedoch keine Rede sein: Die diesjährige SPÖ-Inselsause war auch noch im siebenten Bezirk deutlich zu hören - und auf Facebook klagten Nicht-Insulaner Sonntagnacht einander ihr Leid: "Es hallt vier Kilometer Luftdistanz rüber" - "Gerade waren die Atzen (Großraumdisco-Ramsch-Techno, Anm.) in meinem Zimmer!", hieß es etwa. Der Polizist im Wachzimmer, das Frau H. anrief, hatte zwar Verständnis - winkte aber ab: "Sollen wir zum Häupl heimfahren und sagen' er soll leiser drehen?"
Man lachte gemeinsam, einigte sich darauf, dass manche Festchenmacher eben gleicher sind - und erklärte zum Abschluss zwei Fragen für offen. Erstens, ob die Atzen auch des Bürgermeisters Schlafgemach zwangsbeschallten. Und zweitens, ob die Besucherzahlen (heuer: drei Millionen) auch Wähler inkludieren, die nie auf die Idee kämen, aufs Donauinselfest zu gehen - und dennoch daran teilnehmen müssen. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD-Printausgabe, 29.6.2010)