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Nicolas G. Hayek - Retter der Uhrenindustrie und visionärer Unternehmer

Foto: APA/EPA

Biel - Der Patriarch der Schweizer Uhrenindustrie, Nicolas G. Hayek, ist tot. Hayek verstarb am Montag in Biel völlig unerwartet an einem Herzversagen, wie die Swatch Group am Montagabend mitteilte.

Nicolas Hayek gilt als Retter der Schweizer Uhrenindustrie. Doch Hayek hat nicht nur die Uhrenbranche geprägt: Als visionärer Unternehmen hat er auch auf anderen Bühnen getanzt und sich immer wieder in die öffentliche Diskussion eingemischt.

Bis zu seinem Tod war Hayek Verwaltungsratspräsident der Swatch Group. An diesem Konzern, der einst Gesellschaft für Mikroelektronik und Uhrenindustrie (SMH) hieß und 1983 unter Mitwirkung Hayeks aus der Fusion der Uhrenriesen SSIH und Asuag entstand, übernahm der Unternehmer mit libanesischen Wurzeln 1985 die Mehrheit.

Damals erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 1,8 Mrd. Franken. Unter der Führung Hayeks wuchs die Gruppe dann kontinuierlich, bis sie 2008 bei gegen 5,7 Mrd. Fr. Umsatz angelangt war. 2003 übertrug Nicolas Hayeks die operative Leitung des Konzerns an seinen Sohn Nick, blieb aber Präsident des Verwaltungsrates.

Mehrere Uhren am Armgelenk

Der Mann mit der Zigarre und den vielen Uhren am Handgelenk war aber auch in der Schweizer Medienlandschaft eine feste Größe. In den 1990er-Jahren profilierte sich Hayek als heftiger Kritiker der Schweizerischen Nationalbank, deren Geldpolitik der Uhrenmanager wiederholt heftig attackierte.

Im Herbst letzten Jahres tat sich Hayek zudem mit der Forderung hervor, die Schweizer Großbanken müssten redimensioniert werden, weil das von ihnen ausgehende Klumpenrisiko zu groß für die Schweizer Volkswirtschaft sei.

Hayek mischte sich aber nicht nur mit provozierenden Ansichten in öffentliche Diskussionen ein. Über die Jahre wurde er auch zu einem Mann für hoffnungslose Situationen. Fast bei jedem Unternehmen, das in eine größere Krise geriet, wurde Hayek von den Medien als Experte angefragt.

Auch profilierte sich Hayek als Retter der Landesausstellung zu Beginn dieses Jahrtausends. Als die Expo schon vor der Lancierung unterzugehen drohte, trug Hayek mit seinem Machbarkeitsbericht dazu bei, dass die Großveranstaltung ein Jahr später als geplant als Expo.02 doch noch über die Bühne ging.

Über seinen Tod Beachtung finden wird Hayek zudem als Visionär außerhalb der Uhrenindustrie. So verfolgte der Unternehmer über Jahre hinweg die Idee des Swatchmobils, eines ökologischen Mini-Autos. Seine Idee scheiterte, davon übrig blieb einzig der Kleinstwagen Smart, der dem Autokonzern Daimler bisher aber noch keinen kommerziellen Erfolg brachte.

Aufgegeben hat Hayek seine Vision eines sauberen Autos nach dem Scheitern des Swatchmobils aber dennoch nicht. Zusammen mit dem Energiekonzern Groupe E hat er 2007 ein neues Projekt lanciert und ein Gemeinschaftsunternehmen für erneuerbare Energien gegründet. Und 2008 ging er mit dem Paul Scherrer Institut ein Jointventure zur Entwicklung eines Brennstoffzellen-Fahrzeuges ein.

Geboren wurde Hayek 1928 in Beirut. 1940 emigrierte er nach Frankreich, neun Jahre später in die Schweiz. Ab den 1950er-Jahren leitete er verschiedene Firmen, darunter das Unternehmen seines kranken Schwiegervaters, das Bremsklötze für Eisenbahnen herstellte. (APA)