Barbara Blaha, Robert Misik, Thomas Glavinic und Sigrid Maurer laden zur Großdemo am Donnerstag "für eine menschenwürdige Asylpolitik".

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Wien - "Wir wollen, dass Arigona Zogaj und ihre Familie in diesem Land weiter leben können. Wir wollen, dass auch andere Arigonas hier leben können." Die aus diesem Anlass für Donnerstag geplante Großdemonstration für eine menschenwürdige Asylpolitik soll ein Signal sein, "das nicht zu überhören ist", erklärte Publizist und Mitorganisator Robert Misik bei einer Pressekonferenz am Dienstag. "Alles was fünfstellig ist, ist ein Erfolg", so Misik zur erhofften Teilnehmerzahl. Immer länger wird indessen die Liste an prominenten Unterstützern, unter denen sich unter anderem Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky, Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Schauspieler Karl Merkatz und Kabarettist Dirk Stermann befinden.

"Österreich kann sich Frau Fekter nicht leisten"

"Österreich kann sich Kaltherzigkeit nicht leisten und Frau Fekter nicht leisten, kann sich aber Arigona leisten", zeigte sich Schriftsteller Thomas Glavinic überzeugt. Er wundere sich, dass ein Land, das die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte mitzuverantworten habe, sich eine eine Innenministerin leiste, die eine von Ausländerfeindlichkeit geprägte Politik vertrete und im Fall Arigona ein überdies wirtschaftlich unsinniges Exempel statuieren wolle.

Zwar sei die Ausweisung der Familie Zogaj der Anlassfall für die Demonstration, die Kundgebung auf dem Heldenplatz richte sich aber auch darüber hinaus gegen die aktuelle Asylpolitik in Österreich, betonte die ehemalige ÖH-Vorsitzende und Co-Organisatorin Barbara Blaha. Mit der Ausweisung der kosovarischen Familie versuche Innenministerin Maria Fekter ein Exempel zu statuieren, so ÖH-Chefin Sigrid Maurer: "Frau Fekter ist nur ein Symbol, dahinter steckt aber ein ganzes System und eine fremdenfeindliche Tradition, die endlich aufgebrochen werden muss." Nach der Demonstration am Donnerstag werde die Politik reagieren müssen.

Mangelnde Sensibiltät

In Österreich mangle es in Sachen Asylpolitik an Sensibilität, so könnten hierzulande Aussagen plakatiert werden, die in anderen Ländern nicht möglich wären, kritisierte Maurer. Nach Ansicht von Misik ziehen sich Minister auch in Deutschland "auf den Buchstaben zurück", aber wenn sie Opfer verhöhnten wie hierzulande (Stichwort "Rehäuglein"), "wären sie rücktrittsreif". Generell sei es ein Problem, dass Asylpolitik europaweit kein Thema sei, so Blaha.

Unterstützt wird die kurzfristig organisierte Großdemonstration von SOS Mitmensch und zahlreichen prominenten Kulturschaffenden. Auf aktive Politiker haben die Veranstalter im offiziellen Komitee bewusst verzichtet. Aufrufe zur Teilnahme an der Kundgebung kommen aber etwa auch von den Grünen. Das Programm für die Demo ist laut Misik noch im Entstehen, fix eingeplant sind aber ein Auftritt von Pfarrer Josef Friedl und eine Videobotschaft von Elfriede Jelinek. (glicka, derStandard.at, 29. Juni 2010)