Wien - Kräftige Signale kommen vom heimischen Arbeitsmarkt: Die Beschäftigung wird heuer erstmals wieder kräftig steigen, zeigt sich der Vorstand des Arbeitsmarktservices (AMS), Johannes Kopf zuversichtlich. In den Krisenjahren 2008 und 2009 seien rund 45.000 Arbeitsplätze verloren gegangen, bis Ende 2011 werde man den Jobverlust wieder kompensiert haben.

Aufgrund des kräftigen Stellenzuganges in den letzten Monaten erwartet Kopf für heuer rund 19.500 neue Jobs. Damit werde der Stand der Beschäftigten heuer im Jahresschnitt auf 3,278.800 wachsen. Im kommenden Jahr werden aus heutiger Sicht weitere 24.000 Beschäftigte dazukommen. Allerdings sei das Arbeitsvolumen nicht gleich groß wie vor der Krise. In der Industrie seien viele Vollzeitjobs verloren gegangen, jetzt gebe es einen deutlichen Zuwachs im Dienstleistungsbereich, wo auch häufig Teilzeit gearbeitet wird.

Erziehung, Pflege, Tourismus

Von dem für heuer prognostizierten Stellenzugang werden laut Kopf rund 11.000 auf die Bereiche Erziehung, Pflege und Tourismus entfallen, rund 8.000 zusätzliche Arbeitsplätze werden von Leiharbeitern vor allem in der Industrie besetzt werden. Die gute Entwicklung im industriellen Bereich hänge auch stark mit dem niedrigeren Euro zusammenhängen. Einzelne Unternehmen hätten bereits angekündigt, Zeitarbeiter fix zu übernehmen, wenn die positive Entwicklung länger anhalte.

Derzeit nimmt die Industrie laut aktuellen AMS-Zahlen jedenfalls wegen der bestehenden Unsicherheiten kräftig Zeitarbeiter auf. In der Zeit von Jänner bis Mai gab es in diesem Bereich mit einem Plus von fast 34 Prozent auf insgesamt 32.469 Zeitarbeiter den stärksten Zuwachs bei der Beschäftigung. Einen kräftigen Zugang gab es auch in der Gastronomie mit plus 21,5 Prozent auf 16.752 Jobs, gefolgt vom Einzelhandel mit einem Anstieg um 21,3 Prozent auf insgesamt 15.418 Stellen.

Trotz positiver Beschäftigungsentwicklung werde die Situation am heimischen Arbeitsmarkt auch 2011 noch schwierig bleiben. Ursachen seien unter anderem die Einführung der Mindestsicherung im kommenden Herbst und die Ostöffnung des österreichischen Arbeitsmarkts ab Mai 2011.

Steigende Beschäftigung

Zwischen steigender Beschäftigung und hoher Arbeitslosigkeit bestehe kein Widerspruch. Denn bei einer Verbesserung der Wirtschaftslage drängen mehr Menschen wieder auf den Arbeitsmarkt. So haben in den vergangenen beiden Jahren zum Beispiel viele Jugendliche noch eine Weiterbildung angeschlossen, statt sich einen Job zu suchen. Hier sei derzeit eine Trendumkehr festzustellen, so Kopf.

Die Zahl der Schulungen werde im kommenden Jahr um rund 10 Prozent zurückgehen. Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) hatte zuletzt Einsparungen um rund 100 Mio. Euro bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik angekündigt. Dem Vernehmen nach werden die Kürzungen aber nicht so kräftig ausfallen und zwischen 70 und 80 Mio. Euro betragen.

Im Jahr 2009 haben laut AMS insgesamt 216.981 (2008: 176.482) Personen an einer Schulung teilgenommen. Rund zwei Drittel der Teilnehmer oder 64 Prozent haben eine Höherqualifizierung gemacht, 17 Prozent eine Berufsorientierung, 17 Prozent einen Kurs zur Unterstützung der aktiven Arbeitsuche und 10 Prozent ein Training. (APA/red)