Graz - Der Prozess um die Leasing-Affäre der Hypo-Steiermark ist am Mittwoch im Grazer Straflandesgericht fortgesetzt worden. Zwei früheren Managern wird vorgeworfen, durch riskante Geschäfte im süd-und osteuropäischen Raum einen Schaden von 40,5 Mio. Euro verursacht zu haben. Am 14. Verhandlungstag waren Wirtschaftsprüfer als Zeugen geladen. Es sei alles "sehr mühsam" gewesen, berichtete einer von ihnen gleich zu Beginn.

Zunächst wurde ein Wirtschaftsprüfer eines Unternehmens befragt, der die kroatischen Gesellschaften der Hypo-Steiermark von 2004 bis 2007 durchleuchtet hatte. Das Ergebnis wollte man dem Hypo-Vorstand darlegen, doch schon allein die Terminvereinbarung sei schwierig gewesen. "Mir erschien es wesentlich, darüber zu berichten, aber es war sehr mühsam", so der Zeuge.

Sein Bericht ließ die Kroatiengeschäfte jedenfalls nicht wirklich rosig erscheinen, was aber offenbar zunächst niemand hören habe wollen. "Wir sind nicht mit großer Freude dort empfangen worden", beschrieb es der Wirtschaftsprüfer. Immerhin gab es dann ein Treffen mit Mitgliedern des Hypo-Vorstandes und Vertretern der Raiffeisen-Landesbank. "Offenkundig wurde erstmals über die Probleme in Kroatien berichtet", schilderte der Zeuge. Die unmittelbare Folge seiner Berichterstattung war, dass der nun angeklagte ehemalige Geschäftsführer in der Folge seines Postens enthoben wurde.

Außergewöhnlich

Einer jener Wirtschaftsprüfer, die die kroatischen Gesellschaften der Hypo-Steiermark durchleuchtet hatten, schilderte vor Gericht, dass das Ergebnis der Prüfung "absolut außergewöhnlich" gewesen sei. Immerhin habe man festgestellt, dass zum Prüfungszeitpunkt ein Wertberichtigungsbedarf von 34 Mio. Euro bestanden habe. "Wir sind grundsätzlich mit Unverständnis empfangen worden", beschrieb der Zeuge die Reaktion der Eigentümer.

Die Wirtschaftsprüfer stellten bei ihrer Tätigkeit sehr bald fest, dass es mit den Zahlungen der Leasingraten nur schleppend voranging. "Es war durchaus bemerkenswert, dass in einem Fall bei Objekten um 10,2 Mio. Euro nicht eine einzige Rate bezahlt wurde", so ein Zeuge, der als operativer Prüfer tätig war. Er stellte außerdem fest, dass diese säumigen Zahler plötzlich irgendwann als Neukunden wieder eingetragen wurden, obwohl die alten Verträge geplatzt waren.

Nachdem 2005 in einer Sitzung der Vorstand informiert worden war, stellten die Eigentümer Hypo-Steiermark und Raiffeisen-Landesbank (RLB) eine Patronatserklärung über 5,2 Mio. Euro zur Verfügung, "um Liquiditätsengpässe zu begleichen", erzählte der Zeuge. Der Entlastung des nun angeklagten Ex-Geschäftsführers wollte die RLB damals aber nicht zustimmen. In der Folge wurde der Manager dann auch sehr rasch abberufen.

Zur Sprache kam auch wieder die eher ungewöhnliche Gebarung, dass Mitglieder der Bank - darunter auch die beiden Beschuldigten - die einkassierten Leasingraten in Form von Bargeld von Kroatien nach Österreich gebracht hatten. "Warum haben Sie das nicht überwiesen?", wollte Staatsanwalt Wolfgang Redtenbacher wissen. "Das ging nicht", antwortete der ehemalige Geschäftsführer. Das Ganze sei eben eine Notlösung gewesen. "Not stimme ich Ihnen zu, Lösung nicht", so der Ankläger. "Wir sind in Kroatien, das ist Balkan, das ist etwas anderes als Mitteleuropa", bemühte sich Verteidiger Harald Christandel erklärend beizuspringen.

Der Prozess wird nächsten Montag um 9.00 Uhr fortgesetzt. Als Zeugen sind in der nächsten Woche Mitglieder des damaligen Vorstandes geladen. (APA)