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Diskriminierungsopfer und Kämpferin für Frauen am Arbeitsmarkt oder aufstrebendes Starlet und Nutznießerin des entflammten Medieninteresses: Debrahlee Lorenzana (Mitte).

Foto: APA/AP/Richard Drew

New York - Der Fall der Bankangestellten Debrahlee Lorenzana hat weltweit die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen. Sie sieht sich für etwas bestraft, für das sie nichts könne: ihr "gutes Aussehen". Die 33-jährige Bankangestellte sagt, ihr sei gekündigt worden, weil sie sich darüber beschwert habe, dass männliche Vorgesetzte ihr gutes Aussehen als Ablenkung bezeichnet hätten. Dabei habe sie die Kleidervorschriften der Bank befolgt - auch wenn sie nach eigenen Angaben versuchte, "wie ein Playboy-Model" auszusehen.

Projektionsfläche

Mittlerweile geht es um mehr als nur um den Streit zwischen einer entlassenen Angestellten und ihrem Ex-Arbeitgeber. Der Fall läuft auf allen Kanälen: Eine Debatte ist entflammt über sexuelle Belästigung, das Verhältnis der Geschlechter, die Frauenrolle am Arbeitsplatz und die Obsession der westlichen Gesellschaft für äußerliche Schönheit.

Klagen von weiblichen Angestellten wegen Kleiderordnungen am Arbeitsplatz hat es schon einige gegeben. Allerdings ging es meist darum, dass der Frau vorgeworfen wurde, nicht "sexy" genug zu sein. Bei Lorenzana ist das Gegenteil der Fall.

Zu schön, um sich "sexy" zu kleiden

Ob RechtsexpertInnen oder KomikerInnen - in den USA wird der Frage nachgegangen, ob Debrahlee Lorenzana eine neue Form des Diskriminierungsopfers darstellt oder ob sie nur einfach die entfachte Aufmerksamkeit zu Geld machen will.

Sie sähe in Rollkragenpullovern und eng anliegenden Röcken zu verführerisch aus, tadelten ihre Vorgesetzten. So heißt es in der Klageschrift Lorenzanas. Anderen Mitarbeiterinnen wurden demnach keine Vorwürfe wegen freizügiger Kleidung gemacht. Die anderen Frauen seien "kurz oder fett, daher ist es in Ordnung, wenn sie sich so kleiden", habe ihr ein Vorgesetzter gesagt.

Nachdem sie sich mehrmals bei der Personalleitung über die Rügen ihrer Vorgesetzten beschwert hatte, wurde Lorenzano in eine andere Citibank-Filiale versetzt, wie es in der Klageschrift heißt. Dort sei ihr ein abgelegener Arbeitstisch zugeteilt worden, wodurch sie weniger KundInnenkontakt gehabt hätte. Schließlich sei sie im vergangenen August entlassen worden.

Bank weist Vorwürfe zurück

Citibank weist die Vorwürfe der 33-Jährigen zurück. Für die Entlassung sei Lorenzanas schlechte Arbeitsleistung ausschlaggebend gewesen. "Ihre derzeitigen Bemühungen, Bekanntheit zu erlangen, sind so durchschaubar wie ihre rechtlichen Forderungen", sagte eine Sprecherin der Citibank.

Gebasteltes Aussehen

"Ich kann nichts für mein Aussehen", hatte Lorenzana der US-Zeitung "Daily News" gesagt. Kurze Zeit später meldete das Boulevardblatt, dass Lorenzana sich mehreren Schönheitsoperationen unterzogen habe, die im Jahr 2003 in einer amerikanischen Realityshow dokumentiert wurden. "Männer träumen davon, ein 'Playboy'-Playmate zu haben", sagte Lorenzana demnach in der Realityshow. "Das will ich sein." Die ChirurgInnen sollen ihr Fett abgesaugt, den Bauch gestrafft und vier Mal die Brüste vergrößert haben.

Die Enthüllung der Schönheitsoperationen hat die Diskussion weiter angefacht. Es geht um die Frage, ob sich die 33-Jährige mit ihrer Klage für Frauenrechte einsetzt oder ob sie die Emanzipation zurückwirft.

Sie wolle der amerikanischen Konzerngesellschaft eine Lektion erteilen, sagte Lorenzana am Montag auf einer Pressekonferenz. Sie sei mittlerweile medienkompetenter, aber leidtue ihr der ganze Rummel um ihr Anliegen nicht. "Ich bereue nichts im Leben", sagte die 33-Jährige. (APA/apn)