Rom - Der italienische Senat hat am Dienstagabend eine umstrittene Reform der Opernhäusern verabschiedet, gegen die sich in den vergangenen Monaten Intellektuelle und Künstler scharf gewehrt hatten. Die Senatoren haben einen Gesetzentwurf der Regierung Berlusconi abgesegnet, der vergangene Woche von der Abgeordnetenkammer gebilligt worden war.

In den vergangenen Tagen war es wiederholt zu Protestaktionen und Streiks in den Opernhäusern gegen das Gesetz gekommen. Mehrere Aufführungen waren aus Protest gestrichen worden. Die Mitarbeiter der Scala demonstrierten am Dienstagabend vor dem Mailänder Opernhaus. Aus Protest trugen sie einen weißen Sarg mit Blumen. "Wir zelebrieren das Begräbnis der Kultur in Italien. Mit diesem Gesetz siegt die Bürokratie auf Kosten der Kunst", so ein Sprecher der Scala-Belegschaft.

Stiftungen mit "Effizienz"-Pflicht

Laut dem Gesetz dürfen Opernhäuser ab 2012 nur Mitarbeiter anstellen, wenn Personal im Vorjahr in Pension gegangen ist. Die Kollektivverträge der von den Opernhäusern angestellten Künstlern werden künftig zwischen den Gewerkschaften und jener Behörde ausgehandelt, die in Italien für die Verträge in der öffentlichen Verwaltung zuständig ist. Balletttänzer werden mit 45 Jahren und nicht mehr mit 52 wie bisher in den Ruhestand treten können.

Den 14 Stiftungen, die die Opernhäuser in Italien verwalten, soll dieselbe Autonomie gewährt werden, die bereits die Mailänder Scala und die Accademia di Santa Cecilia in Rom genießen. Sie müssen allerdings ihre Effizienz und sanierte Bilanzen vorweisen. Zusätzliche Finanzierungen werden nur jenen Opernhäusern gewährt, die ihre Bilanzen in Ordnung halten. "Dieses Gesetz wird Italiens Opernhäusern vor dem Konkurs retten", kommentierte der italienische Kulturminister Sandro Bondi.

"Faust" in T-Shirts

Mit Streiks und Protesten haben Künstler und Mitarbeiter der italienischen Opernhäuser am Mittwoch auf den Gesetzesbeschluss reagiert. Die zu Beginn der Sommersaison geplante Aufführung von "Romeo und Julia" an der römischen Oper wurde Mittwoch Abend aus Protest gegen die Reform gestrichen. Die Mitglieder des Orchesters und des Chors der Mailänder Scala traten am Mittwoch bei Gounods "Faust" in T-Shirts auf.

Die von der oppositionellen Mitte-Links-Allianz geführte Region Toskana will vor dem Verfassungsgericht Einspruch gegen das Gesetz einreichen. Die Region bangt um die Finanzierungen für das Florentiner Opernfestival "Maggio Musicale Fiorentino.

Im Gegensatz zu vielen Kollegen signalisierte Scala-Intendant Stephane Lissner Dialogbereitschaft. "Wir müssen mit Regierung, Gewerkschaften, privaten und öffentlichen Sponsoren zusammenarbeiten, damit Italien, das der Geschichte der Musik so viel gegeben hat, weiterhin die Kultur unterstützt und ihr weiterhin vitale Ressourcen sichert. Ich werde mich dafür mit vollem Engagement einsetzen", versprach Lissner. (APA)