Schön, dass es die Sendung kreuz und quer gibt. Auch für Zeitgenossen, denen Glaube und Kirche ein wenig sehr fern steht, ist es interessant zu hören, dass nach dem Ausscheiden aus dieser Welt die Chance besteht, zumindest als Vierbeiner (Reinkarnation!) wiederzukehren. Oder (wenn man schon nicht zurück kann auf Erden) irgendwo himmlischen oder höllischen Tagesablauf absolvieren zu dürfen.

Kreuz und quer ist aber mitunter auch ein Club-2-Ersatz, sogar der bessere Club 2. Am Dienstag fiel er nicht wegen Fußball aus (wie ORF-Diskursformate es gerne tun). Er ließ auch eine gute Runde über eine 500 Pfarrerinterviews umfassende Studie diskutieren. Wobei schon äußerlich klar wurde, wem die Ergebnisse zum Thema "Wie geht‘s Herr Pfarrer?" eher unangenehm waren. Nämlich dem Vizeoffizial des Kirchengerichts der Diözese Eichstätt, Alexander Pytlik. Was musste der kopfschüttelnd ertragen! Und: Klar hatte er es nicht leicht. Schon der Titel der Sendung - Handlungsbedarf, Pfarrer wollen Reform - hat das Studienergebnis für die Kircheleitung, die Pytlik quasi vertrat, beunruhigend erfasst.

Und auch die eloquent-witzigen Beiträge von Pfarrer Helmut Schüller und Theologe Paul M. Zulehner gaben kaum Anlass zur Freude. Die Reformen würden längst gelebt, so der Tenor des Duos. Nicht, dass Pytlik wortkarg bliebt. Er klang sattelfest im Dogmatischen. Nur wirkte er mitunter von einem anderen Stern: "Hätte man den befragten Pfarrern 30 Tage lang Exerzitien" zwecks "geistiger Einkehr" verordnet, sie hätten ganz anders geantwortet. Ob solche Statements bei den Pfarrern an der Basis die Laune heben, wissen nur sie und ihre Freundinnen. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD; Printausgabe, 1.7.2010)