Wien - Vom geschiedenen Vater, dem das Besuchsrecht seiner Kinder verweigert werde, bis zur "Zweitfrau", deren Partner sich eine neue Ehe nicht leisten könne, weil er für die alte Familie horrenden Unterhalt zahle: Fälle wie diese kennt man in der Abteilung 5 der Sektion 5 im Sozialministerium, besser bekannt unter dem Namen "Männerabteilung".

Vor nun mehr neun Jahren hat der damalige freiheitliche Sozialminister Herbert Haupt die umstrittene Stelle eingerichtet. Weil die Männer von der Walze des Feminismus allmählich überrollt würden, suggerierten die Erfinder. Weil blaue Machos ihresgleichen als unterdrückt und geknechtet darstellen wollten, lästerten die Kritikerinnen.

Letztere fühlten sich in den folgenden Jahren oft bestätigt. Etwa, als der erste "Männerbericht" das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder unterbelichtete, dafür aber ein reich bebilderter Band zum Thema Männer und emotionale Kompetenz präsentiert wurde. Einer der porträtierten Herren: Der Leiter der Männerabteilung himself, Johannes Berchtold.

Die Frauenemanzipation habe "durch ihre Erfolge die Beschäftigung mit Männern notwendig gemacht", argumentierte Berchtold bei Amtsantritt. Dass er damit behaupten wolle, die Männer seien "ins Hintertreffen" geraten, bezeichnet der studierte Philosoph und Politologe, dessen Sprungbrett ins einst blaue Ministerium die freiheitliche Bildungsakademie war, aber als Missverständnis: "Wir sind keine Lobby und wollen keinen Geschlechterkampf."

Burschen in Mädchenberufen

Über 80 Prozent der Anfragen kämen zwar von geschiedenen Vätern, die auf Rechtsauskunft hoffen, genauso setze sich die Männerabteilung jedoch auch für Väterbeteiligung bei der Kindererziehung und die "Emanzipation der Männer von alten Männlichkeitsidealen" ein. Größtes Projekt der kleinen Truppe ist der jährliche "Boysday", der Burschen zu klassischen Frauenberufen wie Volksschullehrer, Kranken- oder Altenpfleger animieren soll. Nächstes Jahr wird auch ein neuer Männerbericht folgen, wobei Berchtold alte Fehler vermeiden will: "Gewaltprävention wird diesmal stärker vorkommen." (Gerald John/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.7. 2010)