Kairo - Seit 200 Jahren rätseln Ägyptologen, was wohl am Ende des langen Tunnels liegt, der von der Grabkammer von Pharao Sethos I. im Tal der Könige bei Luxor in die Tiefe führt. Doch das Geheimnis wird wohl nie gelüftet. Denn ägyptischen Archäologen und Ingenieuren ist es jetzt zwar endlich gelungen, zum Ende des mit Wandbildern geschmückten Tunnels vorzudringen. Doch hinter den steil hinab führenden Korridoren und Treppen fanden sie: Nichts.

Diejenigen, die dort eine versteckte Schatzkammer vermutet hatten, wurden also ebenso enttäuscht wie Forscher, die eine Verbindung zum Grundwasser erwartet hatten. Die jüngste Entdeckung deutet darauf hin, dass die Baupläne von Sethos I., der um 1279 vor unserer Zeitrechnung nach einer etwa elfjährigen Regierungszeit gestorben war, nicht komplett verwirklicht wurden.

Foto: APAEPA/EGYPTIAN SUPREME COUNCIL OF ANTIQUITIES

Als der Italiener Giovanni Belzoni das Grab 1817 entdeckte, drang er immerhin 90 Meter in den mysteriösen Schacht vor. Ein ägyptischer Hobbyarchäologe, der in der Tiefe eine zweite, mit wertvollen Gaben angefüllte, verborgene Grabkammer erwartete, kämpfte sich 1960 bis zu Meter 136 vor. Erst 2007 wurde die Arbeit in dem Schacht, der nun mit Stützvorrichtungen versehen werden musste, wieder aufgenommen.

Die Forscher stießen, während sie immer tiefer in den Berg eindrangen, auf Zeichnungen an den Wänden, auf Skizzen für opulente Reliefs und Wandmalereien, die nie verwirklicht wurden. Außerdem fanden sie kleine Figuren wie diese Uschebti und Steinfragmente mit dem Namen des Grabbesitzers. Sethos I., der zweite Herrscher der 19. Dynastie, ist der Vater von Ramses II., der zu den bedeutendsten Herrschern Ägyptens zählte. In Sethos' Grab wurden später die Mumien seines Sohnes und seines Vaters Ramses I. versteckt. Die Mumien von Großvater, Vater und Sohn wurden dann aber in ein weiteres Versteck in Deir al-Bahari gebracht, um sie vor Grabräubern zu schützen.

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So, jetzt haben wir Sie lange genug hingehalten - jetzt wird es höchste Zeit für ein Bild von Zahi Hawass, wie er auf einer hölzernen Lore durch den Tunnel brettert. Der Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung stieß bis ans Ende vor: "Die letzte Treppenstufe blieb unvollendet, der Tunnel endet abrupt", erklärte er vor der Presse.

Einige Forscher hatten die Spekulationen über eine mögliche zweite versteckte Grabkammer von Anfang an als Spinnerei abgetan. Sie hatten dem Tunnel keine praktische, sondern eher eine symbolische Bedeutung in der Anlage zugewiesen. Hawass warf jedoch während der Grabung die Frage auf: "174 Meter für ein Symbol, ist das nicht sehr viel Aufwand?" Die Antwort blieb aus. (APA/red)

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