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Gerichtsanhängig ist eine Klage von Zentis gegen Darbo wegen der Bezeichnung "naturrein".

Foto: APA/Günter R. Artinger

Wien - Die Auseinandersetzung zwischen dem Tiroler Marmelade-Hersteller Darbo und dem deutschen Mitbewerber Zentis geht in die nächste Runde. Auslöser ist ein "offener Brief" an heimische Medien, in denen Darbo einmal mehr vorgeworfen wird, keine - wie in der Werbung behauptet - "naturreine" Marmelade herzustellen. Darbo-Chef Martin Darbo wies sämtliche Vorwürfe zurück und betonte, dass es in den vergangenen Jahren weder im In- noch im Ausland behördliche Beanstandungen wegen unerlaubter Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gegeben habe. Er betrachtet die Vorwürfe als kreditschädigend und prüft rechtliche Schritte.

Bereits gerichtsanhängig ist eine Klage von Zentis gegen die Tiroler wegen der Bezeichnung "naturrein", Gerichtsstand ist Köln. Darbo rechnet mit einem Urteil in einigen Monaten. Werden Rechtsmittel eingelegt, kann sich das Verfahren auf EU-Ebene weiter verlängern.

Mahnschreiben

Erst vor wenigen Wochen wurde von den Deutschen eine zweite Front eröffnet. Sie schickten dem Familienunternehmen ein Mahnschreiben, auf den Etiketten von Darbo Delikatess-Powidl (Pflaumenmus) den Hinweis "vorsichtig erwärmt und gerührt" zu beseitigen. Laut Zentis ist Darbos Powidl nicht vorsichtig erwärmt, sondern zu heiß hergestellt.

Für das heurige Geschäftsjahr zeigte sich Martin Darbo zuversichtlich, nachdem bereits im Vorjahr erstmal die 100-Mio.-Euro-Umsatzgrenze überschritten wurde. Das erste Halbjahr 2010 sei "im Plan" gelaufen, der Umsatz für das Gesamtjahr werde auf dem Niveau des Vorjahres liegen.

Zentis: Offener Brief nicht von uns

Unterdessen wurde der Rechtsstreit zwischen Darbo und Zentis eine Kuriosität bereichert. Vor einigen Tagen flatterte in heimischen Redaktionen ein "offener Brief" ein, in dem die bisherigen Vorwürfe im Streit um die "Naturreinheit" der Darbo-Produkte erneut erhoben wurden. Gezeichnet ist das Schreiben von Peter Ziegler, nach Eigenangaben Schweizer Journalist. Titel des Briefes: "Offener Brief von Zentis: 'Zur Sache, Herr Darbo!'".

Ziegler betreibt die Firma "Baltext Publishing", der laut Ziegler der offene Brief von Zentis als "Presseaussendung an die österreichischen Medien zur Verfügung gestellt" wurde. "Ich habe daraufhin bei Zentis nachgefragt, ob dieser Brief von ihnen ist und habe auch drei Tage danach noch keine Antwort erhalten", ärgerte sich der Darbo-Chef Martin Darbo.

Ziegler bestätigte, dass er das Schreiben von Zentis bekommen und weitergeleitet habe. Dies bestreitet wiederum Zentis. "Es gibt also keinen offenen Brief der Zentis GmbH und Co. KG in diesem Zusammenhang", teilte die Kanzlei Meisterrechtsanwälte als Rechtsvertreter von Zentis schriftlich mit. Weiter schreibt sie: "Der Journalist Peter Ziegler beschäftigt sich seit längerem mit lebensmittelrechtlichen Themen und damit auch mit den hiesigen Parteien. Er hat seine Publikationen selbst zu vertreten. Unsere Mandantin ist hierfür nicht verantwortlich."

Im offenen Brief hingegen heißt es gleich zu Beginn: "Mit der Aufforderung 'Zur Sache, Herr Darbo!' ruft die Geschäftsleitung der Zentis GmbH & Co. KG in einem offenen Brief ihren österreichischen Mitbewerber zu einer sachlichen Auseinandersetzung und zum Ende einer Polemik auf, die mit Konfitüren und Marmeladen nichts mehr zu tun habe."

Martin Darbo zeigte sich über das Verhalten von Zentis erstaunt: "Das spricht, glaube ich, für sich." Er betonte, dass Ziegler ein "Naheverhältnis" zu Hansjürgen Tuengerthal habe, der wiederum Rechtsvertreter von Zentis sei. Eine Internetrecherche zeigt: Auf der Homepage von Ziegler findet sich unter anderem ein Text zu Darbo, darunter ist als "Ansprechpartner für juristische Fragen" die "Kanzlei Prof. Dr. Tuengerthal" angeführt. Unter dieser Ausführung wiederum steht: "Ansprechpartner bzw. Gesprächsvermittlung für übrige Fragen: Baltext Publishing, Peter Ziegler". Von der Kanzlei bestätigt wurde, dass Prof. Tuengerthal die Firma Zentis in Rechtsfragen vertritt. (APA)