Bild nicht mehr verfügbar.

Innere Werte auf der Castingbank: Imam Muda.

Foto: AP

Deutschland sucht das nächste Supermodel, Holland den neuen Stern am Politikerhimmel. Und Malaysia? Dort hat ein Fernsehsender namens Astro Oasis den Versuch unternommen, einem bislang wenig glamourösen Berufsstand zu telegener Aufmerksamkeit zu verhelfen: "Imam Muda", zu deutsch Junger Imam. 1.000 Männer, allesamt zwischen 18 und 27 Jahren alt und mit zumindest äußerlicher Schönheit gesegnet, haben sich beworben, zehn wurden in die Fernsehausscheidung gewählt.

Während anderswo Modelverträge, Zeitschriftencover oder Plattendeals locken, setzt Imam Muda ganz auf spirituelle Preise. Zumindest fast: neben einem Job als Prediger in einer Moschee in Kuala Lumpur und dem Besuch eines prestigeträchtigen Religionskurses in Saudi Arabien bekommt der Gewinner der Show auch einen Laptop, ein Auto und umgerechnet 5.000 Euro in Cash.

Dafür müssen die Kandidaten aber auch einiges über sich ergehen lassen. Die Challenges haben nichts mit einem Catwalk zu tun und es geht auch nicht um das fehlerfreie Rezitieren von Weichspülpopnummern.

Leichenwäsche als Challenge

In der ersten Ausgabe der Show hatten die zehn jungen Männer gleich ein Rendezvouz mit dem Tod, eine Leiche wollte gewaschen und nach muslimischem Ritus begraben werden. "Wenn unsere Zeit gekommen ist, kann niemand den Tod auch nur eine Sekunde hinauszögern. Alte Menschen sterben, Kinder sterben. Sind wir auf den Tod vorbereitet?", hat der Moderator die Aufgabe eingeleitet.

Von Model-Chic keine Spur. Klarerweise müssen die Kandidaten die Koranverse ebenso ohne Stolpern bewältigen wie Heidi Klums Aspirantinnen den Laufsteg. Daneben wird von den Jungmoslems verlang, ihrem womöglich künftigen Beruf ein modernen Image zu verpassen, ein soziales Vorbild zu sein und ihr Publikum auf eine veränderte Gesellschaft vorzubereiten.

Der Islam ist die dominante Religion in dem südasiatischen Inselstaat. Traditionell wird eine moderate Auslegung der Schriften gepflogen, in jüngster Zeit orteten Beobachter aber eine gewisse Radikalisierung in manchen Regionen. Ob Imam Muda diesen Tendenzen entgegenwirken kann, bleibt jedenfalls abzuwarten. (red/derStandard.at, 2.7.2010)