Informativ und aufbauend soll sie sein, die neue Website www.babylog.at, die seit Juni im Netz ansurfbar ist. Und das Thema "Eltern- und vor allem Mutterschaft positiver besetzen" als das hierzulande der Fall ist. Patrice Fuchs, Gründerin dieses neuen Online-Magazins und nebenbei bemerkt Eigentümerin des Wiener Umstandsmoden-Shops "Unter Umständen", hat sich einiges vorgenommen, besonders, wenn sie dazu beitragen will, das "politische Problem ... wie betulich, verhärmt und moralisierend das Rollenbild einer Mutter in Österreich tradiert wird", zu verringern, wie sie gegenüber dieStandard.at erklärte.
Interessant, dachte ich und machte mich, ausgestattet mit einem sowohl politisch-theoretisch fundiertem Wissen als auch praktischen Erfahrungen als Mutter über das neue Portal her. In Erinnerung an die Baby- und Kleinkindzeit meines Sohnes überlegte ich, welche Fragen und teils sehr gegensätzlichen Erkenntnisse mir damals unter den Nägeln gebrannt, welche Ängste und welche Wut mich emotional bewegt hatten. Was hätte ich - wäre das Internet damals bereits erfunden gewesen - in einem Baby-Magazin mit der Hauptzielgruppe "berufstätige Mütter" gerne gelesen, gewusst und erfahren? Mit wem hätte ich mich worüber online austauschen wollen?
Worüber babylog informiert
Nach nicht einmal einer Stunde war ich mit der Website durch, hatte nichts ausgelassen, jeden Artikel gelesen, jedes Video angeschaut und jeden Link geöffnet. Gescheiter war ich nicht, dafür umso verblüffter, wie sehr Patrice Fuchs' oben genannte Angaben von der praktischen inhaltlichen Umsetzung abweichen. Denn wenn die Informationen in den Rubriken "Stories" und "Interviews" auf einen Bericht über die Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria, Mutmaßungen über die Baby Expo 2011, einen Artikel über neue Kinderwägen, ein Plädoyer für den Kindergarten und Interviews mit Promi-Frauen beschränkt bleiben, dann schaut es mit der angepeilten gesellschaftspolitischen Kritik gelinde gesagt sehr mager aus.
Auch Berichte über und Meinungen von Vätern sind nirgends zu finden. Der defizitäre und einseitige Output geht sogar eine Spur in Richtung 50er-Jahre, wie anhand des Interviews mit einer handarbeitenden Mutter, die vor laufender Kamera ein Papier-Schiffchen bastelt, peinlich berührend zum Ausdruck kommt.
Der Gerechtigkeit halber soll nach so viel Kritik auch das wenige Positive erwähnt werden. Der Bericht über Alice Miller und das Interview mit der Oberärztin einer Geburtenstation gehören in ein solches Magazin. Und - wohlwollend gedacht: Vielleicht entwickelt es sich ja noch zu dem, was es laut Patrice Fuchs sein sollte.
(Dagmar Buchta/dieStandard.at, 06.07.2010)