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Suarez hält den Ball gegen Ghana und Uruguay im WM-Rennen.

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Johannesburg - Uruguay hat einen neuen Helden, wenngleich einen umstrittenen: Luis Suarez. Der 23-jährige Stürmer hat Uruguay am Freitagabend im Soccer-City-Stadion von Johannesburg vor dem Aus im Viertelfinale bewahrt und damit den Weg zum ersten Halbfinaleinzug seit 40 Jahren geebnet. Beim 1:1 und 4:2 nach Elfmeterschießen gegen Ghana war Suarez aber nicht in seiner Rolle als Torjäger einer der "Matchwinner", sondern quasi als Tormann: In der 120. Minute wehrte er einen Kopfball von Dominic Adiyiah auf der Linie mit der Hand ab. Er wurde dafür ausgeschlossen, rettete aber so Uruguay.

Erst Hand, dann Rot - und dann Halbfinale. Das Gesicht hinter einem Taschentuch und seinen Händen versteckt stapfte Suarez schon deprimiert Richtung Kabine, ehe er in Jubel ausbrach, als Asamoah Gyan den Elfmeter vergab. Es war die erste Minute der Nachspielzeit der Verlängerung, der letzte Schuss, der den Elfmeter-Krimi hätte verhindern können. Doch daran zerschellten Afrikas Hoffnungen. Und während Uruguay auf dem Rasen feierte und Ghanas "Black Stars" mit Tränen in den Augen nach dem bitteren K.o. das Stadion verließen, wurde bereits über Suarez' Rolle gestritten.

Zwar hatte Stürmerstar Diego Forlan sein Team mit seinem Freistoß-Treffer in der 55. Minute in die Verlängerung geschossen, Torhüter Fernando Muslera zwei Versucher der Afrikaner pariert und Sebastian Abreu mit eine Elfmeter-Lupfer a la Panenka den Aufstieg ins Halbfinale fixiert, doch an Suarez schieden sich die Geister. Schummler, Betrüger oder Held, der sich für das Team geopfert hat? "Wir sollten nicht übertreiben", sagte Uruguays Teamchef Oscar Tabarez. "Ich glaube, es war ein instinktives Verhalten. Als er das Handspiel gemacht hat, wusste er nicht, was danach beim Elfmeter passiert."

"Das war es wert, hinausgestellt zu werden", sagte Suarez, der in der abgelaufenen Saison in 33 Ligaspielen für Ajax Amsterdam 35 Tore erzielt und auch bei der WM schon dreimal getroffen hat. Und der Stürmer konnte sich die Anspielung auf das Handtor von Diego Maradona 1986 bei der WM in Mexiko nicht verkneifen. "Am Ende ist die Hand Gottes jetzt meine." Natürlich sei er traurig, dass er vom Platz gestellt wurde und nun gesperrt wird. "Aber da gab es keine andere Möglichkeit."

"Ich weiß nicht, was ich ihm jetzt sagen würde", meinte Ghanas Coach Milovan Rajevac auf die entscheidende Situation angesprochen. Dankbar waren aber die Gewinner. "Anstatt wie normalerweise ein Tor zu schießen, hat er eines abgewehrt. Ich denke, dass er das Spiel gerettet hat", sagte Kapitän Diego Forlan. (APA/dpa/AFP/Reuters)