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"Unfassbar" war für Oberhauser (re.) schon, dass ORF-Chef Wrabetz ohne ihn einen Korrespondentenchef bestellte.

Foto: APA/Schlager

Wien - "Völlig absurd" findet ORF-Infodirektor Elmar Oberhauser die Debatte um den nächsten Magazinchef, schreibt er den Redakteurssprechern.

ZiB-Chef Stefan Ströbitzer und Kollegen betonten im STANDARD die unparteiische Arbeit von Lisa Totzauer als stellvertretende Sendungsverantwortliche der ZiB 1. Die Niederösterreicherin gilt als Favoritin des bürgerlichen Finanzdirektors Richard Grasl für die Führung der TV-Magazine.

"Frage, wer die Personalpolitik bestimmt"

Oberhauser schreibt, er habe Totzauers "journalistische Qualifikation niemals infrage gestellt." Ebenso wenig, dass sie "ihren derzeitigen Aufgabenbereich erstklassig bewältigt". Ihm gehe es "ausschließlich um die Frage, wer die Personalpolitik in diesem Haus bestimmt. Machen das die vom Stiftungsrat gewählten Mitglieder der Geschäftsführung oder machen das politische Parteien?" Und: "Hier geht es um um die Erhaltung der journalistischen Freiheit und Unabhängigkeit." Nachsatz: "Ich stehe Ihnen gerne jederzeit zur Erörterung dieser Problematik zur Verfügung." Vorerst ging er bis Donnerstag auf Urlaub.

Mittwoch geben die Redakteurssprecher ihre - nicht bindenden - Empfehlungen für die Führung der TV-Magazine, der TV-Wissenschaft und für Ö1 ab. Die Entscheidung trifft der ORF-Generaldirektor. Allerdings laut Redakteursstatut bei Hauptabteilungsleitern "über Antrag des Direktors", zu dem die Abteilung ressortiert. In dem Fall Oberhauser. Solche Antrag binden den ORF-Chef aber nicht, sagt der renommierte Rundfunkrechtler und frühere ORF-Personalchef Wolfgang Buchner: "Der Generaldirektor kann - im Rahmen des Gesetzes - auswählen, wen er will."

Rücktritt angekündigt

Wrabetz bestellte schon gegen Oberhausers Willen Werner Taibon zum obersten Programmplaner und zuletzt Roland Adrowitzer zum Koordinator der Korrespondenten. Für Oberhauser "unfassbar", aber passiert. Er hat seinen Rücktritt angekündigt, wenn Wrabetz Totzauer bestellt.

In den Hearings zur Magazinleitung schnitten Peter Resetarits, Waltraud Langer, Robert Altenburger und Claudia Neuhauser am besten ab. Wrabetz Wunschkandidat für die TV-Wissenschaft ist Religionschef Gerhard Klein. Für Ö1 will Wrabetz offenbar Radio-Chefredakteurin Bettina Roither. Die Programmmitarbeier von Ö1 (ohne Information) stimmten mehrheitlich für Ö1-Administratorin Ulrike Wüstenhagen, dahinter Ö1-Clubchef Kurt Reisnegger.

Drei neue Korrespondenten immerhin sind fixiert: Maria Seifert (Berlin), Robert Uitz (Rom) und Tim Cupal (Washington). (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 6.7.2010)