Innsbruck - Bis 2011 soll die erste einheitliche Permafrost-Hinweiskarte des Alpenbogens von Forschern aus Österreich, Italien, der Schweiz, Frankreich und Deutschland erstellt sein. Für rund 3,5 Millionen Euro wird an einem "konsistenten Modell für den gesamten Alpenraum, basierend auf Messdaten und Beobachtungen" länderübergreifend gearbeitet. Am Dienstag präsentierten Wissenschafter in der Universität Innsbruck eine Vorschau.

Die Experten untersuchen erstmals gemeinsam die Verbreitung von Gebirgspermafrost und den Einfluss des Klimawandels auf ihre Heimatregion. "Bisher gab es für den Alpenraum nur länderspezifische und damit inhomogene Datensammlungen", erklärte Jeannette Nötzli vom Geographischen Institut Zürich. Obwohl das Phänomen seit 1970 erforscht werde, sei das Wissen über seine alpenweite Verbreitung noch fragmentarisch. Das Netzwerk wolle nun eine solide Datenbasis für die weitere wissenschaftliche Erforschung des Permafrosts und die Beratung für Behörden erstellen.

Bedeutung

Besonders für den Tourismus und die im hochalpinen Raum immer weiter wachsende Infrastruktur sei Wissen über den Permafrost von Bedeutung. "Für den Bau und sicheren Unterhalt von Infrastruktur im Hochgebirge - wie Wege, Steige und Kletterrouten, aber auch Schutzhütten, Seilbahnstationen und Gletscherskigebiete - ist die Kenntnis von Permafrostzonen, die stellenweise eine Dicke von mehreren hundert Metern haben, nötig", sagte Volkmar Mair vom Amt für Geologie und Baustoffprüfung in Bozen.

Die gesammelten Daten sollen Hinweise auf lokale Verhältnisse liefern und die Grundlage für Computersimulationen bilden, mit denen auf die mögliche Verbreitung von Permafrost im gesamten Alpenraum geschlossen werden kann. "Wir wollen auch herausfinden, welche Folgen die Erwärmung der Atmosphäre für den Permafrost und seine Heimatregion haben kann", fasste Johann Stötter vom Institut für Geologie der Universität Innsbruck zusammen, "der Vergleich von Klimadaten mit den von uns beobachteten Veränderungen ermöglicht Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung und Beurteilung von damit möglicherweise verbundenen Gefahren."

Hintergrund

Permafrost ist Untergrundmaterial, das während mindestens eines Jahres eine Temperatur von null Grad oder weniger aufweist. Der Untergrund kann je nach Beschaffenheit des Geländes und lokalen Klimas oberhalb der Waldgrenze ständig gefroren bleiben. Er taut in den Sommermonaten nur oberflächlich auf. Im Hochgebirge etwa erreichen die Permafrostzonen stellenweise eine Dicke von mehreren hundert Metern.

14 Partner aus fünf Ländern sind an dem Forschungsprojekt "PermaNET - Permafrost Long-Term Monitoring Network" beteiligt. Die Forschung wird im Rahmen des EU-Programms Interreg IV gefördert. (APA/red)