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Ivan Miklos (50) wird neuer slowakischer Finanzminister.

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In meiner Vision ist die Slowakei ein modernes, prosperierendes und gerechtes Land", schreibt Ivan Mikloš, Vizevorsitzender der Slowakischen Christlichen und Demokratischen Union SDKU im Vorwort seiner "Universität für eine moderne Slowakei". Keine normale Website, gleich eine virtuelle Universität ist es, mit der er im Internet seine Fans anspricht und gratis Vorlesungen zu speziellen Wirtschaftsfragen bietet.

Mit Erfolg: Allein in der ersten Woche ihrer Existenz hatte die "Uni" von Mikloš über 800 Interessenten angelockt - als Wirtschaftsexperte ist der erfahrene, ambitionierte Politiker eben vielen Slowaken ein Begriff. Und das Projekt ist für ihn auch charakteristisch: keine halben Sachen, alles auf Hochtouren machen. Genau wie bei seinem Lieblingssport, dem Skifahren.

In seinem neuen Job kann er diese Eigenschaften gut brauchen: Mikloš wird neuer slowakischer Finanzminister. Es ist eine Rückkehr: Zwischen 2002 und 2006 gab es eine erste, vielbeachtete Amtszeit Mikloš'.

In die Politik hat es den dynamischen Experten vor 20 Jahren verschlagen: Nach seinem Studium an der Wirtschafts-Uni in Bratislava blieb der Ostslowake in der Hauptstadt und an seiner Alma Mater, zuerst als Assistent, später als Dozent. Noch vor dem Ende der Tschechoslowakei wird Mikloš Privatisierungsminister. Danach arbeitet er für einen Thinktank. 1998 wird er Vizepremier, 2002 folgt sein bedeutendster Karrieresprung: Mikloš wird Finanzminister.

Mithilfe einiger junger, liberaler Ökonomen verpasste er der maroden slowakischen Wirtschaft eine drastische Heilungskur. Zunächst konsolidierte er das Budget. Danach zog er die umfassendste Steuerreform in der jüngeren Geschichte des Landes durch. Mikloš gelang es, im Parlament einen einheitlichen Steuersatz, eine Flat Tax von19 Prozent, durchzudrücken. Seither wird er gerne "Mr. Flat Tax" genannt.

Während im Ausland die Slowakei gerne für Steuerdumping kritisiert wurde, machten sich im Land rasch die positiven Effekte der Reform bemerkbar: Die Wirtschaft wuchs rasant. Die Erfolgsstory des Reformers Mikloš wurde jäh vom Machtantritt der linkspopulistischen Regierung unter Robert Fico 2006 unterbrochen. Jetzt bekommt der verheiratete zweifache Familienvater die Chance für einen Neuanfang. Seine Hauptaufgabe wird es erneut sein, das Land aus dem wirtschaftlichen Tief zu führen. (Renata Kubicova, DER STANDARD, Printausgabe, 7.7.2010)