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Iniesta schießt Spanien zum Weltmeister.

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Der WM-Pokal 2010 in spanischen Händen.

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Auch Oranje hatte ihre Chancen, Arjen Robben ließ zwei davon aus. 

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Wer nicht gelb sieht, ist kein Oranje!

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Johannesburg - Europameister Spanien hat auch die Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen. Die Spanier sind nach einem an Drama kaum zu überbietenden Finale gegen die Niederlande erstmals Weltmeister. Andres Iniesta erlöste die Seleccion am Sonntag in Johannesburg in der Verlängerung mit dem Goldtor zum 1:0 (116.). Die Niederlande, die dem spanischen Spielwitz lange Zeit erfolgreich mit Härte begegnet waren, scheiterten dagegen zum dritten Mal nach 1974 und 1978 in einem WM-Endspiel.

Iniesta, einer der überragenden Spieler des Turniers, traf nach Vorarbeit des eingewechselten Cesc Fabregas mit einem Schuss ins linke Eck. Der starke Oranje-Keeper Maarten Stekelenburg berührte den Ball zwar noch, vermochte den wuchtigen Schuss des Barcelona-Stars aber nicht mehr zu bändigen. Der eingewechselte Edson Braafeid hatte den blassen Zauberer aus den Augen verloren, für einmal war der niederländische Defensiv-Verbund in Unordnung. Bis zur späten Entscheidung hatten die Spanier in einer sehr intensiven, zum Teil überhart geführten Partie vor 84.490 Zuschauern bereits einige gute Gelegenheiten ausgelassen.

Niederländische Härte, spanische Contenance

Das auf Härte und Laufstärke aufgebaute niederländische Konzept, bei der der ballführende Spieler aggressiv attackiert wurde, war lange Zeit erfolgreich. Das Finale war das WM-Spiel mit den mit Abstand meisten Gelben Karten. Neun von deren 13 kassierten die Niederländer, darunter auch eine Gelb-Rote Karte für Verteidiger John Heitinga (109.). Bereits in der ersten Hälfte der regulären Spielzeit hatte Mittelfeldspieler Nigel de Jong großes Glück gehabt, als er nach einem brutalen Tritt gegen die Brust von Xabi Alonso nur Gelb gesehen hatte (28.).

Spaniens Teamchef Vicente del Bosque hatte wie erwartet von Beginn an auf Stürmerstar Fernando Torres verzichtet. Anstelle des Goldtorschützen vom EM-Finale 2008 in Wien gegen Deutschland (1:0) spielte wie schon im Halbfinale Barcelonas Pedro am Flügel, Goalgetter David Villa rückte ins Sturmzentrum. Die Niederländer setzten auf ihre gewohnte Stammformation mit Solospitze Robin van Persie, hatten aber spielerisch klar das Nachsehen.

Die Spanier starteten druckvoll, einen ersten Kopfball von Sergio Ramos parierte Stekelenburg per Reflex zur Ecke (5.). Sechs Minuten später war es erneut der rechte Außenverteidiger, der für Gefahr sorgte, seinen scharfen Querpass bugsierte Heitinga knapp über das eigene Tor. Nach dem folgenden Corner traf Villa mit einem Volley aus aussichtsreicher Position mit links nur das Außennetz (13.).

Gelb für Karate-Jong

Damit war die Anfangsoffensive aber auch schon verebbt, denn die Oranjes kauften dem Europameister die Schneid mit Härte ab. Nachdem Mark van Bommel schon für ein Foul an Iniesta Dunkelgelb gesehen hatte (22.), hätte dessen Partner im defensiven Mittelfeld eigentlich vom Platz fliegen müssen. Der englische Schiedsrichter Howard Webb ließ aber Gnade vor Recht ergehen, zeigte De Jong für seinen Tritt nur Gelb.

Offensichtlich etwas eingeschüchtert ließen die Spanier auch niederländische Chancen zu. Einen Kuyt-Schuss (8.) und einen Sneijder-Freistoß (18.) hatte Keeper Iker Casillas noch sicher gefangen, bei einem verdeckten Schuss von Arjen Robben aufs kurze Eck musste er sich in der Nachspielzeit der ersten Hälfte aber strecken (46.). Zuvor hatte Verteidiger Joris Mathijsen nach einem kurz abgespielten Corner eine Luftmasche geschlagen (37.).

Robben vergibt Sitzer

Die Riesenchance auf das 1:0 ließ nach der Pause Robben aus. Ausgerechnet der Superstar scheiterte, als er nach Lochpass von Sneijder alleine auf Casillas zulief. Robbens Schuss lenkte der Spanien-Kapitän noch mit dem Fuß am Tor vorbei (62.). Zwanzig Minuten später hieß der Sieger des Duells erneut Casillas. Auf der Gegenseite ließen Villa und Ramos die besten Gelegenheiten aus - Villa aus kurzer Distanz nach Fehler von Heitinga (69.), Ramos frei stehend nach einem Corner per Kopf (77.).

Auch in der Verlängerung hatten die Spanier schon mehrmals den Sieg am Fuß gehabt. Eine Topgelegenheit vergab Fabregas, der alleine vor Stekelenburg scheiterte. Der Arsenal-Star hätte eigentlich auf den besser postierten Villa ablegen müssen (95.). Iniesta vertändelte im Strafraum gegen Oranje-Kapitän Giovanni van Bronckhorst (99.), der agile Joker Jesus Navas traf mit einem abgefälschten Schuss nur das Außennetz (101.).

Nach dem Ausschluss für Heitinga, der den durchbrechenden Iniesta zurückgehalten hatte, spielten nur noch die Spanier - und wurden durch Iniestas spätes Tor belohnt, die Niederländer konnten nicht mehr reagieren. Dem Angriff der zur Entscheidung führte, war allerdings eine Fehlentscheidung von Referee Webb vorausgegangen, der den Niederländern einen Corner verwehrte und stattdessen auf Abstoß für Spanien entschied - was von den Oranjes wenig später verzweifelt (und vergeblich) moniert wurde. Von den vergangenen 55 Länderspielen hat der neue Weltmeister, der sein erstes Endspiel auch gleich gewann, nur zwei verloren. Für die Niederländer dagegen ging dagegen eine stolze Serie zu Ende. Inklusive Qualifikation hatte das Team von Bert van Marwijk alle 14 Pflichtspiele bis ins WM-Finale gewonnen.

Spaniens acht Tore auf dem Weg zum Titelgewinn bedeuten die niedrigste Trefferquote eines Weltmeisters in der Turniergeschichte (1,14 Tore pro Spiel). Vor den Iberern hielt Brasilien die Negativmarke mit elf Toren beim WM-Erfolg 1994 in den USA (1,57).  Die Spanier sind auch das erste Team, das nach einer Auftakt-Niederlage noch Weltmeister wurde. (red/APA)

ERGEBNIS-FINALE:

Niederlande - Spanien 0:1 (0:0) n.V. Johannesburg, Soccer-City-Stadion, 84.490 Zuschauer, SR Howard Webb (England).

Tor: 0:1 (116.) Iniesta

Niederlande: Stekelenburg - Van der Wiel, Heitinga, Mathijsen, Van Bronckhorst (105. Braafheid)- Van Bommel, De Jong (99. Van der Vaart) - Robben, Sneijder, Kuyt (71. Elia) - Van Persie

Spanien: Casillas - Ramos, Pique, Puyol, Capdevila - Xabi Alonso (87. Fabregas), Busquets - Pedro (60. Navas), Xavi, Iniesta - Villa (106. Torres)

Gelb-Rote Karte: Heitinga (109./Foul)

Gelbe Karten: Van Bommel, De Jong, Van Persie, Van Bronckhorst, Robben, Van der Wiel, Mathijsen bzw. Puyol, Ramos, Capdevila, Iniesta, Xavi