Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Pfarrhofer

Der amerikanische Polit-Berater Stanley Greenberg zieht bei den Wahlen im Herbst für die Wiener SPÖ im Hintergrund die Fäden.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Bei den Wahlen im Herbst zieht er für die Wiener SPÖ die Fäden im Hintergrund: Spindoktor Stanley Greenberg. Der amerikanische Polit-Berater soll dem amtierenden Bürgermeister Michael Häupl helfen, an der Macht zu bleiben. Die seiner Meinung nach größte Herausforderung für das Stadtoberhaupt sei, die SP-Wähler zum Urnengang zu motivieren: "Die Wahl ist kein Selbstläufer", betonte er. Dennoch ist er überzeugt, dass Häupl sein Ziel - die absolute Mehrheit - erreichen wird. Greenberg berät den Stadtchef bereits zum dritten Mal bei einer Wahl.

"Mehrheit ist zufrieden"

Der Spindoktor glaubt an den Erfolg der SPÖ, obwohl der internationale Trend ein anderer sei: "Überall in Europa werden die Sozialisten in den Wahlen 'geschlachtet'." In Wien soll das aber anders werden. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Staaten und Städten seien die Leute in der Bundeshauptstadt nicht frustriert und skeptisch: "Die Mehrheit ist zufrieden." Die Wirtschaft sei verhältnismäßig stark und die Lebensqualität ausgezeichnet. Auf diese Stimmung müsse Häupl aufbauen, meinte Greenberg, der den Bürgermeister gestern zu einem Gespräch traf. Gleichzeitig warnte der Experte vor dem Versuch, auch nur "darüber nachzudenken", dem seit 1994 amtierenden Stadtchef ein neues Image zu verpassen.

Eine der größten Gefahren für Häupl ortet Greenberg in den Nichtwählern: "Es ist keine automatische Wahl, jede Stimme zählt." Die Wiener dürften sich nicht in ihrer Zufriedenheit ausruhen, lautet seine Aufforderung. Ebenfalls sei es wichtig, möglichst viele junge Menschen zum Urnengang zu bewegen, denn: "Wenn Parteien am Leben bleiben wollen, müssen sie um die jungen Wähler kämpfen." Bei der SPÖ soll dies unter anderem über modernen Kommunikationswege wie soziale Netzwerke geschehen.

"Duell" um Wien möglich

Auch Häupls politische Konkurrenz hat der Polit-Stratege analysiert: Die ÖVP arbeite nun zwar "härter", aber dennoch sehe er keinen Anhaltspunkt, dass Wien "schwarz" werde. Die Grünen hätten eine stabile Wählerschaft und die FPÖ mit Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache werde "versuchen zu tun, was sie tun muss, um die Stimmung aufzupeitschen". Die SPÖ nehme den Blauen dabei etwas Wind aus den Segeln, indem sie Themen wie Immigration oder Sicherheit anspreche. Es sei aber möglich, dass gegen es Ende des Wahlkampfs zu einem "Duell" zwischen dem Bürgermeister und seinem Kontrahenten von der FPÖ komme.

Greenberg ist ein erfahrener Politikstratege, der bereits dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela, den britischen Premierminister Tony Blair sowie Ex-US-Präsident Bill Clinton im Wahlkampf beraten hat. Das im Vergleich zu diesen Größen auch Bürgermeister, u.a. die Stadtchefs von Chicago und Los Angeles, sein Wissen in Anspruch nehmen, hält er keineswegs für übertrieben: "Nicht nur Staatsoberhäupter sind wichtig." Bürgermeister zum Beispiel würden viel mehr das Leben der Menschen beeinflussen als Präsidenten." 2006 unterstützte Greenberg zudem die Bundes-SPÖ im Wahlkampf.(APA)