Washington - 30 Jahre lang spionierten sie in den USA aus Bewunderung für den Kommunismus im Dienste Kubas - jetzt sind ein ehemaliger hoher Beamter des US-Außenministeriums und seine Frau zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Walter Kendall Myers (73) muss für den Rest seines Lebens hinter Gitter, seine Frau Gwendolyn (72) für mehr als sechs Jahre, teilte das US-Justizministerium am Freitag mit.

Agenten der US-Bundespolizei FBI hatten das Rentnerehepaar im Juni 2009 in Washington festgenommen. Als Spione waren sie kurz nach einem Besuch des kommunistischen Landes 1978 angeworben worden - als Lohn erhielten sie lediglich Orden und ein Treffen mit Fidel Castro.

Offiziell teilten das US-Außenministerium oder Geheimdienste nicht mit, welchen Schaden das Paar über die Jahre anrichtete. Die "Washington Post" berichtete allerdings, in den 15 Monaten vor seiner Pensionierung 2007 habe Myers mehr als 200 vertrauliche oder geheime Berichte auf seinem Computer gespeichert gehabt.

Liebe zu Kuba

Als Motiv für ihre Agentenarbeit gab das Paar Liebe zu Kuba an. "Unser einziges Ziel war es, dem kubanischen Volk zu helfen, seine Revolution zu verteidigen", sagte Myers der Zeitung zufolge vor Gericht. "Wir handelten nicht aus Wut über die Vereinigten Staaten und auch nicht aus einer anti-amerikanische Einstellung heraus."

Erst vor wenigen Wochen hatte ein Schlag des FBI gegen einen russischen Spionagering in mehreren amerikanischen Städten nach jahrelangen Ermittlungen für weltweite Schlagzeilen gesorgt. Washington und Moskau schafften die lästige Affäre schließlich mit dem größten Agentenaustausch seit Ende des Kalten Krieges aus der Welt. 14 Spione aus Russland und den USA wurden ausgetauscht.

Das Ehepaar Myers willigte den Angaben zufolge ein, Ersparnisse und Eigentum im Wert von 1,7 Millionen Dollar (1,3 Millionen Euro) dem Staat zu übereignen. "Wenn jemand die amerikanische Regierung derart verachtet, wie es hier der Fall zu sein scheint, sollte man seine Sachen packen und verschwinden", sagte Richter Reggie Walton vom Bezirksgericht in der Hauptstadt Washington zum Abschluss der Verhandlung. "Und ich glaube nicht, dass Sie Nutznießer dieses Landes sein sollten, das Sie zu unterwandern suchten."

Alles, was die beiden Medienberichten zufolge für ihre Dienste erhielten, waren Medaillen aus Havanna, die Rückerstattung von Reisekosten und ein Treffen mit dem damaligen kubanischen Führer Fidel Castro. Die US-Fahnder hatten erst 2006 einen Tipp erhalten, dass es sich bei den Myers um Agenten handeln könnten. Ein verdeckter Ermittler gab sich danach als kubanischer Verbindungsmann aus, dem sich das Ehepaar gegenüber schließlich als "Maulwürfe" zu erkennen gaben und über ihre Arbeit für Havanna berichtete.

Es ging zu wie in einem Spionagethriller von John le Carré: Agent "202" und seine Helferin "123" spielten dabei der kubanischen Seite die Informationen anfangs noch per Morsezeichen zu, am Ende verschlüsselt via Internet, dazwischen unter anderem durch den Austausch von Einkaufswagen in Supermärkten.

Myers saß an der Quelle: Er arbeitete zunächst als Ausbilder am Institut für Außendienste des State Department, dann im Büro für Geheimdienste und Forschung. Vom Juli 2001 bis zu seiner Pensionierung im Oktober 2007 war er auf die Analyse von geheimdienstlichen Informationen über europäische Angelegenheiten spezialisiert und hatte täglich Zugang zu geheimen Daten. (APA/dpa)