Für jeden Geschmack ohne jeglichen Geschmack

Eine dünne Linie trennt Blödheit von Humor, wobei Humor auch gern eine Brise Blödheit verträgt. In Blödheit sucht man aber umsonst nach Witz. Noch unlustiger ist, wenn etwas eigentlich Ernst gemeint ist, und die nackte Blödheit dabei aus jeder Pore trieft, die gezeigt wird.

Wie im folgenden Fall, in dem der Bierhersteller "Hirter" - nach Vorbild anderer Brauereien (hier und hier nachlesen) - mit weiblichen Nackedeis für jeden Geschmack ohne jeglichen Geschmack wirbt. Jede der Frauen, eine Brünette, eine Rothaarige und eine Blonde, steht für einen "Fasstyp". Und weil Bier und Busen wie Faust aufs Auge passen, hat jemand sicher lang um arg viele Ecken gedacht, um diese Verbindung neu zu interpretieren. Rausgekommen ist ein Sujet, das billig, blöd und anachronistisch wirkt.

Foto: Redaktion/Gewista Plakat Hirter

Steinzeit

Apropos anachronistisch: Auch das folgende Beispiel verdient Beachtung  - Sie können gern das Be- mit Ver- austauschen, dann passt das zum Motto der Seite "Männergrill". Dort heißt es: Feuer Uga-Uga, nix Weib, du Küche! 

Mal angenommen, eine Kochseite würde sich mit dem Auschluss von Männern brüsten und das zum Hauptaufhänger machen, um weitere Köchinnen anzulocken. Weil Männer sowieso Angst vorm Herd haben. Weil sie keinen Kochinstinkt haben, sollen sie doch lieber in der Kellerwerkstatt bleiben. Wäre ziemlich unnötig und derber Sexismus, der über eine zum Hobby gemachte Notwendigkeit, nämlich der, Essen zuzubereiten, hergestellt wird. Zum behirnten Futter der Männergrill-Seite gehören natürlich Witzchen über Frauen und Merchandising-Sachen, die nach No'mam-Manier das heiße Logo "Frau am Grill verboten" ziert.

Foto: Screenshot/Logo Maennergrill.de

Multitasking-Prinzesschen: Sich blöd gepflegt

Wiedergängerin in Sachen Zitrone ist die Drogeriekette "Bipa". Der jüngste TV-Spot wurde unlängst off air genommen, nachdem ein Sturm der Entrüstung den Verantwortlichen kalt ins Gesicht geblasen hatte (hier nachlesen). Und auch das EM 08-Spezialangebot ist noch in Erinnerung geblieben, da schieben sie schon das nächste Stück Werbung nach, das Grund zum Boykott gibt.

Nicht nur das ästhetische Aufdröseln des Sujets mittels Photoshop-Popsch, der besser in eine Dessous-Werbung passen würde, nein, besonders der Slogan ist voll daneben: Frauen können einkaufen, schön sein und sparen gleichzeitig, diese Multitasking-Prinzesschen aber auch! Was denken sich die Werbefritzen und -susis eigentlich dabei, sowas in den Konsumentinnen-Trichter zu schütten? Sollen die Kundinnen das einfach schlucken, dass sie als blöd, aber dabei gut gepflegt, verkauft werden? Das ist für den gezeigten Körperteil.

Foto: Screenshot/Werbung Bipa.at

Kaltblütig

Auch Meinl lehnt sich weit aus dem Fenster, wenn mit der Planung eines Mordes geworben wird. Zeitnah an der unfassbaren Bluttat des Döblinger Studentens an seiner Ex-Freundin geschalten, verstärkt das Inserat das Unverständnis gegenüber den Beweggründen der Verantwortlichen, mit dem Thema zu spielen.

Doppeldeutigkeit ist keine hineinzulesen - das ist kaltschnäuzig und überheblich unbedacht. Am besten, Meinl blättert in der Geschichtenerzählung durch Kassabons schleunigst einen Einkauf weiter.

Foto: Redaktion/Inserat Meinl

Mund voll

Ach, das Einfalt Terrible der österreichischen Theaterszene hat hier auch noch Platz. In Sachen Eigenwerbung verkauft Paulus Manker, der seit Jahren mit Alma Mahler-Werfel Eventtheaterabende abfeiert, seine Hauptprotagonistin und Cashcow als unzimperliche Hure, die zwar nicht so gut aussah, aber superb ihren Dienst am besten Stück des Mannes versah.

Beste Mundarbeit, lobte Manker in einem Society-TV-Format und zeigte sich dabei als Mann ohne Format, als er obendrein grinsend erklärte, dass das die höchste Qualität einer Frau sei. Dabei hat offensichtlich er den Mund zu voll genommen. (bto/dieStandard.at, 20.7.2010)

Foto: Standard/Corn