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Foto: REUTERS/Tim Wimborne

Wer in einer Online-Redaktion arbeitet, ist automatisch jung, denken Printkollegen. Wer länger in einer Online-Redaktion arbeitet, bleibt jung. Jungbrunnen Online-Redaktion? Denkste. Wie die "New York Times" berichtet, altern Journalisten in digitalen Medien sogar schneller als ihre Kollegen. Warum? Ständiger Leistungsdruck aufgrund aktueller Zugriffszahlen.

Online gibt es de facto keine Deadline, der Stress verteilt sich mal locker mal angespannt über den ganzen Tag. Als die Mitarbeiter der Seite Politico im April eine E-Mail bekamen, die den Arbeitsbeginn vor Sonnenaufgang anordnete und Pausen empfahl, wenn am Nachmittag der Internettraffic weniger wird, war nicht allen klar, dass es sich um einen Aprilscherz handeln muss.

Wie "Hominide vor einem Monolith" würden Mitarbeiter auf Zugriffszahlen sehen, zitiert die "New York Times" Nick Denton von Gawker Media. Dort gibt es ein "big board", einen TV-Flatscreen, der die Top 10 der meistgelesenen Artikel mit Zugriffszahl und Name des Autors auflistet.

Sicherlich gehört das Beobachten der Zugriffe zur Arbeit in einer Online-Redaktion. Heikel wird es, wenn die Bezahlung der Journalisten an die Zugriffe gekoppelt wird. Und wenn man sich nur mehr nach meist geklickten Geschichten richtet. Denn der Aufmacher, der einem wichtig und relevant erscheint, um ihn dem Leser an erster Stelle zu präsentieren, wäre plötzlich keiner mehr. Wenn sich derStandard.at nur nach den Zugriffszahlen richteten würde, wäre der Aufmacher aktuell nicht das "Chemische" Kondom, sondern eine Schützhülle fürs iPhone 4.