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Etappenweise Annäherung an den Riesenstern R136a1

Foto: AP Photo-European Southern Observatory

Vergleiche auf der kosmischen Größenskala

Illustration: ESO / M. Kornmesser

Garching/London - Extrem schwere Sternen machen hinsichtlich ihrer Masse die umgekehrte Entwicklung wie wir Menschen durch, sagt Paul Crowther: "Während wir nach der Geburt an Masse zunehmen, werden diese Sterne schwer geboren und nehmen dann im Laufe der Zeit ab."

Der britische Astrophysiker hat gemeinsam mit Kollegen im Tarantelnebel der Großen Magellanschen Wolke, einer Nachbargalaxie unserer Milchstraße, die bislang massereichsten Sterne des Universums entdeckt. Darunter befindet sich auch der neue Rekordhalter mit der lakonischen Bezeichnung R136a1. Dieser "Superstar" hatte bei seiner Geburt vor rund einer Million Jahre die 300fache Masse unserer Sonne. "In der Zwischenzeit hat er eine Abmagerungskur durchgemacht und ein Fünftel seines Gewichts verloren", so Crowther.

Die Dimensionen des Riesensterns, der dank einer Kombination verschiedener Instrumente am "Very Large Telescope" der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile entdeckt wurde, sind immer noch unvorstellbar: Würde man unsere Sonne durch R136a1 ersetzen, hätte das aufgrund der höhere Gravitation eine Verkürzung unseres Jahres von 52 auf drei Wochen zur Folge. Eine andere Vergleichszahl: R136a1 strahlt zehn Millionen Mal heller als die Sonne. Anders gesagt ist die Helligkeitsdifferenz zwischen R136a1 und der Sonne so groß wie die zwischen Sonne und Mond.
Wie die Astronomen im Fachblatt "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" außerdem schreiben, ist R136a1 nur Teil eines ganzen Clusters von jungen massereichen Riesensternen. Und die Sterndichte ist dort 100.000 Mal höher als in der Nachbarschaft unserer Sonne.

R136a1 stellt die Forscher aber auch vor ein Rätsel: Bisher war man davon ausgegangen, dass es jenseits von 150 Sonnenmassen keine stabilen Sterne geben würde. Aber vielleicht bleibt R136a1 ja auch die Ausnahme von der Regel: Paul Crowther ist sich jedenfalls sicher, dass so bald kein schwerer und hellerer Stern gefunden wird. (Klaus Taschwer, DER STANDARD Printausgabe, 22.7.2010)