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Im Meidlinger Markt kann man Lebensmittel, die zum Großteil österreichischer, griechischer oder türkischer Herkunft sind, erwerben.

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Ergebnis Bezirksvertretungswahl 2005. Quelle: wien.gv.at

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Ein Postler heizt auf einem Moped durch eine Wohnsiedlung. Punks lassen die Messer schnappen. Ein Bewohner beschimpft den rasenden Briefträger aus einem Fenster der Siedlung. Die Punks sprayen „Tod dem Architekten" auf die Mauern des Wohnkomplexes. 

Diese Szene stammt aus der Feder von Harald Sicheritz und ist aus „Muttertag - die härtere Komödie". Kulisse ist das Schöpfwerk, eine Gemeindesiedlung in Altmannsdorf, Meidling. Die Bewohner des seit einem Kindermord in den 90ern als Krisenherd bekannten Schöpfwerks versuchen mittels verschiedener Initiativen das schlechte Image loszuwerden. Dazu wird beispielsweise ein Magazin herausgegeben, das über neue Perspektiven und Ideen im Gemeindebau berichten soll: Der „Schöpfwerk Schimmel" bezeichnet sich als „Journal für ordentliche Alternativen im Gemeindebau", die aktuelle Ausgabe kann gratis heruntergeladen werden. Doch allen Bemühungen zum Trotz gerät das Schöpfwerk immer wieder negativ in die Schlagzeilen. So kam es Anfang Juni diesen Jahres zu einer Messerstecherei, bei der eine junge Frau schwer verletzt wurde.

Bezirk fest in roter Hand

Politische Vormachtstellung genießt in Meidling bereits seit 1946 die SPÖ. Kein Wunder also, dass die Sozialdemokraten hier ihren Nachwuchs ausbilden. Das passiert für gewöhnlich im Renner-Institut. Der Wiener Standort ist im Schloss Altmannsdorf, dort wird auch der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch verliehen.
Bei den letzten Wahlen 2005 bekam die SPÖ 50,85 Prozent der Stimmen, zweistärkste Partei wurde die FPÖ, knapp gefolgt von der ÖVP. Dieses eindeutige Ergebnis brachte der SPÖ 29, der FPÖ 9 und der ÖVP 8 Mandate. Gegen die rote Dominanz schickt die ÖVP-Meidling für die bevorstehende Wien-Wahl den Schwimmer Dinko Jukić als Spitzenkanditat ins Rennen. Er wird in seinem Wahlkreis um ein Grundmandat kämpfen und soll vor allem junge Wähler mit Migrationshintergrund ansprechen.

Ausgebildet kann man in Meidling allerdings nicht nur zum SP-Politiker, sondern auch zum Modedesigner werden. Denn im Zwölften ist eine der wenigen Modeschulen Österreichs beheimatet - die Modeschule Hetzendorf. Für Aufmerksamkeit sorgte die Schule mit dem Entwurf von Mode für eine Plakat-Kampagne zur Aids-Prävention. Als Kleidung und Accessoires verwendete man nämlich Kondome. Diese Ausbildungsstätte ist - ebenso wie das Renner-Institut - in einem Schloss untergebracht. 

Juwel mit Meidlinger „L"

Von der Idylle der Bezirksteile Altmannsdorf und Hetzendorf merkt man in Meidlings Innenstadt nicht mehr viel. Hier bestimmen große Gebäudekomplexe und dichte Bebauungen das Stadtbild. Wenn nicht gerade Häuser besetzt werden, gibt es immer wieder kleine Wiener Juwele zu entdecken. Der Meidlinger Markt zwischen Reschgasse und Niederhofstraße eignet sich beispielsweise besonders gut um mit echten Meidlingern ins Gespräch zu kommen. Bei diesen zeigt sich dann auch eine Eigenheit des Südwiener Dialekts, die in Meidling seine Vollendung gefunden hat: Das Meidlinger „L".

Das Meidlinger „L" sprechen 87.285 Menschen im Durchschnittsalter von 40,5 Jahren. Davon haben 22,3 Prozent Migrationshintergrund, das ist etwas mehr als der Migranten-Anteil an der gesamten Wiener Bevölkerung, der 20,1 Prozent beträgt. Unterdurchschnittlich ist hingegen die Wohnnutzfläche pro Person. Im Wiener Durchschnitt hat eine Einzelperson 38 m² zur Verfügung während der Durchschnitts-Meidlinger mit 34 m² auskommen muss. (Julia Hold, derStandard.at, 08.08.2010)