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EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat Europas Banken im Blick.

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Frankfurt - Obwohl der Stresstest fürs Erste überstanden ist, sind Europas Banken noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Zu dieser Einschätzung kommt die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) in einer aktuellen Studie. Vor allem die Refinanzierung bleibe für kleinere und kapitalschwächere Institute schwierig, urteilten die Bonitätswächter. Zudem erwarten sie in der zweiten Jahreshälfte weiterhin hohe Kreditausfälle und keine Verbesserung der Wertpapier-Qualität in vielen Bankbüchern.

Die Aussichten für die Branche seien nicht berauschend: Bei der Hälfte der 50 von S&P bewerteten europäischen Institute sei eine Herabstufung der Bonität wahrscheinlicher als eine Verbesserung der Noten. Je schlechter die Kreditwürdigkeit, desto höher sind die Finanzierungskosten.

Die Refinanzierung fälliger Schulden hält S&P für eine der größten Herausforderungen für die Branche. Die gesamten Verbindlichkeiten der Institute in der EU beliefen sich auf über 30 Billionen Euro. Angesichts des Vertrauensverlustes in die Branche seien viele Häuser nach wie vor auf staatliche Garantien und Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) angewiesen. Dies gelte vor allem für Banken in den hoch verschuldeten Ländern Griechenland und Irland, die sich am Kapitalmarkt derzeit kaum frische Mittel beschaffen können. "Wenn diese staatlichen Quellen versiegen, könnten einige Banken leiden", warnen die S&P-Experten. Die EZB hat bereits mit dem allmählichen Ende ihrer Finanzhilfen für die Branche begonnen. Bei einem völligen Ausstieg der Notenbank drohen kapitalschwächeren Banken laut S&P mittelfristig Refinanzierungsnöte und deutlich höhere Kosten für die Mittelaufnahme. Große Banken kommen dagegen relativ leicht an frische Gelder, wie die spanische BBVA mit ihrer Milliardenanleihe am Mittwoch gezeigt hat.

Portugal holt frisches Geld

Auch Portugal konnte sich am Mittwoch 1,3 Mrd. Euro vom Markt besorgen. Nach der Auktion sank der Renditeaufschlag auf portugiesische Anleihen im Vergleich mit deutschen Staatspapieren auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Bisher habe Portugal schon etwa 75 Prozent seines Kreditbedarfs für 2010 gedeckt, sagte Commerzbank-Analyst David Schnautz. Damit sei das Land in einer vergleichsweise komfortablen Lage. (Reuters, bpf, DER STANDARD, Printausgabe, 29.7.2010)