Die Stimme eines jeden anderen hätte es überschlagen wie die Motocross-Reiben vom Travis Pastrana beim Double-Backflip. Aber nicht so die von Wolfgang Böck, Intendant der Kobersdorfer-Schloss-Spiele, auch bekannt als der Schauspieler, der dem Trautmann Leben einhauchte. Er steht auf einem Erdwall, etwas höher als der Parkplatz, auf dem sich weit mehr als hundert "Biker" eingefunden haben.

Foto: Gluschitsch

"In fünf Minuten gibt es noch einmal ein Sirenensignal, und dann fahren wir los – also machts euch bitte langsam fertig, wir fahren pünktlich um Viere ab." Ganz locker, steht er da oben, redet, nicht schreit, mit einer Menge, die andere nicht einmal mit Mikrophon und riesigen PA erreichen würden.

Foto: Gluschitsch

"Wegen des schlechten Wetters", meint die Produktionsleiterin Karin Gollowitsch, "sind es heuer weniger Leute, nehme ich an." Letztes Jahr fanden in etwa doppelt so viele den Weg zur Böck-Tour nach Kobersdorf. "Wir zählen die Biker zweimal: Einmal beim Wegfahren, einmal beim Ankommen."

Foto: Gluschitsch

Die Zahl der Motorradfahrer variiert nämlich ständig ein wenig. Ein paar kommen immer dazu, weil sie sich dem Tross, der von der Polizei und der Toy-Run-Crew begleitet wird, anschließen, und ein paar biegen kurz vor dem Schloss ab und setzen sich zu einem Wirten.

Foto: Gluschitsch

Der Traum einer Shakespeare‘schen Sommernacht ist wohl nicht der eines jeden Bikers – aber die Gelegenheit, einmal ganz locker mit Wolfgang Böck zu plaudern, lassen sie sich dann doch nicht entgehen.

Foto: Gluschitsch

In der Stunde vor der Abfahrt zum Schloss bummelt Wolfgang Böck durch die abgestellten Motorräder und versucht, jedem die Hand zu schütteln.

Foto: Gluschitsch

Dass seine Haut dabei dicker sein muss als das Leder seiner Kombi, merkt man schnell, wenn man ihm ein wenig folgt: "Mei Vota is a Kollege von dir, aber so a cooler Kieberer is er net wia du."

Foto: Gluschitsch

Nicht jeder erkennt in ihm den Schauspieler. Aber Böck steckt das professionell weg. Alles wirkt vollkommen normal. Nicht dass er sich bemühe, mit den Leuten zu sprechen, nicht dass er sich darüber freue, dass alle ganz verwundert sind, dass man ganz normal mit ihm reden kann.

Foto: Gluschitsch

Es ist, als würden sich alle schon ewig kennen. Und wenn Wolfgang Böck zwei Motorräder weiter gegangen ist, erzählen sich alle, was sie gerade mit ihm geredet haben – als hätten die anderen nicht sowieso zugehört.

Foto: Gluschitsch

Die Idee, mit einer Gruppe Motorradfahrer zu den Schloss-Spielen zu fahren, kam aus seiner eigenen Freude heraus Motorrad zu fahren: "Ich fahr ja, wann immer es mir die Zeit erlaubt, eine Runde. In der Garage habe ich ja ein paar Ducatis stehen", sagt er nicht ohne Stolz.

Foto: Gluschitsch

Dass Motorradfahrer im Leder und dem Helm auf dem Schoß im Publikum sitzen, stört ihn nicht: "Die Sommer-Festspiel-Dauerbesucher kommen alle mit einem Sackerl, wo vom Sitzpolster über die Wolldecke bis zum Regenponcho alles drinnen ist – da kann es niemanden stören, wenn einer im Leder daneben sitzt."

Foto: Gluschitsch

Inzwischen stellt sich die Frage, ob er nächstes Jahr wieder mit den Bikern fahren wird, nicht mehr. Neben den Motorrädern gibt es nun auch schon einen Tag, der den Oldtimern gehört – ebenfalls ein voller Erfolg.

Foto: Gluschitsch

"Zudem gibt es eine ältere Dame", erzählt Karin Gollowitsch, die Wolfgang Böck gerne als seine Erziehungsberechtigte tituliert, "die kauft nur die Karten für den Motorrad-Tag, seit ihr einmal ein Biker über die Stufen bis hin zu ihrem Platz geholfen hat."

Foto: Gluschitsch

Bevor es losgeht, hat sich Wolfgang Böck noch mit der Exekutive abgesprochen – zwei Motorräder werden an der Spitze fahren, zwei weitere werden unterwegs gemeinsam mit der Toy-Run-Crew die Sicherung der Strecke übernehmen – und ist ins Regeng‘wand geschlüpft.

Foto: Gluschitsch

"Wenn ich die Regenkombi anhab, kommt sicher kein Regen", meint er. Und er sollte Recht behalten. Bis wir um halb sechs in Kobersdorf ankommen, hat es nur einmal ganz kurz und leicht getröpfelt

Foto: Gluschitsch

Anders schaut die Sache um halb neun aus. Es regnet gleichmäßig, als Wolfgang Böck als Intendant der Kobersdorfer-Schloss-Spiele die Bühne betritt und sagt: "Ihr seid da, weil ihr das Stück sehen wollt. Wir sind da, weil wir spielen wollen. Mein Vorschlag: So lange es nicht mehr regnet, kneifen wir die Arschbacken zusammen: Ihr da unten auf den nassen Sesseln, wir da oben auf der Bühne!" Noch bevor der zustimmende Applaus verebbt ist, zieht Wolfgang Böck als Don Theo das Sakko aus.

Foto: Gluschitsch

Links:

Kobersdorfer-Schloss-Spiele

Kartenservice

Foto: Gluschitsch