Latschen soweit das Auge reich.

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Grafik: DER STANDARD

Wenn Regisseure von Heimatfilmen oder bodenständigen Fernsehserien wie etwa Der Bergdoktor einen idealen Schauplatz für ihre Dramen - die in der Regel ein glückliches Ende haben - suchen, dann fällt die Wahl sehr oft auf das Mieminger Plateau bei Telfs im Norden des Inntals. Die Lärchenwälder mit eingebetteten Almen, dahinter mächtige weiße Kalkwände, die scheinbar bis zum Himmel ragen, bilden eine Kulisse, welche die Zuschauer in die richtige Stimmung bringt. Auch der Wanderer kann sich der Schönheit und Romantik dieser Landschaft nicht verschließen. Die höchsten Gipfel der Mieminger Kette allerdings bleiben den konditionsstarken und erfahrenen Alpinisten vorbehalten, denn die meisten Routen zu den höchsten Punkten sind lang und schwierig, oft nur von Kletterern zu bewältigen. Im Vorfeld jedoch bieten sich hervorragende Möglichkeiten, diese einmalige Gegend zu genießen, ohne gleich Kopf und Kragen zu riskieren oder auch nur ohne viel Schweiß zu vergießen.

Zu den lohnendsten Zielen einer gemütlichen Wanderung ohne jegliche Schwierigkeit gehört sicherlich die Neue Alplhütte bei Wildermieming. Sie liegt am unteren Ende eines mächtigen Kares, umrankt von den eindrucksvollen Felswänden des Karkopfs und der Hochwand; eine alpine Landschaft, wie sie kein Maler schöner "erfinden" könnte. Man braucht gar nicht höher zu steigen, um von dieser aus weißem Fels, Latschen und Blumen bestehenden Umgebung überwältigt zu werden. Beim Anstieg schaut man über das Mieminger Plateau zu den Ausläufern der Ötztaler und Stubaier Alpen und kostet den Reiz des Unterschiedes zwischen dem düster-mystischen Urgestein und dem hellen Kalk aus. Urig und bodenständig präsentiert sich auch die Hütte mit Aufschriften wie "Höher, Kameraden! Auf den Gipfeln gehört uns die Welt" oder "An deiner Heimat halte fest, sie ist die Wurzel deiner Kraft" . Daran ist nichts auszusetzen, auch nicht an der Speisen- und Getränkekarte, nicht einmal an den Preisen.

Der gesamte Weg weist keine Schwierigkeiten auf, er lässt sich aber bei schlechtem Wetter nicht vorzeitig abbrechen, es sei denn, man holt von der Straßberghütte ein Taxi.

Die Route: Vom Parkplatz oberhalb von Wildermieming folgt man der roten Markierung 17b, die auf einem kleinen Rücken zum Ochsenbründl und zur Wendelinkapelle führt. Ohne steilere Abschnitte geht es in das Tal des Alplbaches und zur Alplhütte. Gehzeit: 2 1/2 Stunden.

Der Abstieg erfolgt zur rund 400 m tiefer gelegenen Straßberghütte, von der man auf einem Güterweg zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Gehzeit ab Alplhütte: 2 Stunden.

Für die Rückkehr auf der Anstiegsroute sind ebenfalls zwei Stunden Gehzeit einzukalkulieren. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/31.07.2010)