Beim US-Medienkonzern Walt Disney deutet sich mit dem Verkauf der Firma Miramax Films ein Strategiewechsel an. Der Konzern teilte mit, Miramax für 660 Millionen Dollar an eine Investorengruppe zu verkaufen. Der Handel sollte bis zum 10. September abgeschlossen sein, berichtete Disney am Freitag in New York. Erst Anfang der Woche hatte das Medienunternehmen die Social-Gaming-Plattform "Playdom" für 563,2 Millionen Dollar erworben.

Filmyard Holding

Neuer Eigentümer von Miramax Films ist die Filmyard Holding, die von dem Bauindustriellen Ronald Tutor, einem Hollywood-Außenseiter, geführt wird. Ebenfalls beteiligt an dem Geschäft ist der Immobilieninvestor Colony Capital LLC und dessen Geschäftsführer Tom Barrack. Mit dem Zuschlag für die Gruppe zerschlugen sich die Hoffnungen von Bob und Harvey Weinstein, die von ihnen vor mehr als 30 Jahren gegründete Firma Miramax zurück zu erlangen.

200 Oscar-Nominierungen

"Ich bin erfreut und geehrt, das Miramax-Archiv zu erwerben", sagte Tutor. Was aus den Studios wird, wollten er und Barrack am Freitag nicht beantworten. Mit den Miramax-Studios kommt auch der umfangreiche Filmkatalog mit vielen Oscar-Preisträgern in den Besitz der Holding, darunter "Shakespeare in Love" (1998), "Chicago" (2002) und "No Country For Old Men" (2007). Seit 1979 sammelte Miramax für seine Filme mehr als 200 Oscar-Nominierungen. Miramax half seinerzeit Regisseur Quentin Tarantino beim Start seiner Karriere und brachte viele Independent-Filme in den Mainstream.

Nur drei Filme pro Jahr

Die Weinstein-Brüder hatten Miramax 1993 für 80 Millionen Dollar an Disney verkauft, blieben aber als Manager in dem Unternehmen. Nach Jahren der spannungsgeladenen Zusammenarbeit mit Disney-Verantwortlichen verließen beide 2005 den Konzern, um ein neues Studio unter dem Namen The Weinstein Company zu gründen. In Zeiten schrumpfender Einnahmen im Filmgeschäft verlor Miramax innerhalb des Unternehmens zunehmend an Bedeutung. Waren dort durchschnittlich sechs bis acht Filme pro Jahr herausgebracht worden, so kündigte Disney im vergangenen Jahr an, dass Miramax nur noch drei Filme jährlich auf den Markt bringen werde. 50 Mitarbeiter wurden in New York und Los Angeles zudem entlassen.

New Economy

Analysten vermuten, dass Disney sich künftig mehr auf Produktionen konzentrieren werde, die dem Unternehmen mehrere Einnahmequellen brächten - beispielsweise mit Filmen wie "Toy Story", dessen Protagonisten sich mittels Lizenzen als Spielzeugfiguren vermarkten lassen. "Miramax macht diese Art von Filmen aber nicht", sagt der Analyst Tom Wible. Experten haben den Kauf der Social-Gaming-Plattform "Playdom" kurz zuvor aufmerksam verfolgt. Zu sehen ist diese Investition vor dem Hintergrund, dass die Menschen zunehmend Zeit im Internet verbringen. "Sie entledigen sich klassischer Vermögenswerte zugunsten solcher der New Economy", sagt Analystin Laura Martin. (APA)