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Österreich sucht eine Lena.

Foto: Reuters/Rattay

Während die Regierung vor mutigen Budgetentscheidungen zittert, geht die ORF-Führung mit wildem Entscheidungsfuror voran: Österreich tritt wieder beim Song Contest an, man will es am Küniglberg wissen, hält Europa beide Wangen hin.

Betrachtet man das eher unglückliche Händchen, das die aktuelle ORF-Leitung bei vielen ihrer Programmvorhaben bewiesen hat (man denke nur an die Primetime-Experimente zwischen "Mitten im 8en" und "Chili"), will man das alles tollkühn nennen. Insbesondere dann, wenn man auch die Erfahrungen, die heimische Künstler beim sonderbaren Sangeswettbewerb bisher erlitten haben, hinzuaddiert.

Kurzum: Es bedarf einer internationalen Kraftanstrengung, um sich für das Finale zu qualifizieren und dort einen ruhmreichen mittleren Platz zu ergattern. Also: Unter dem Juryvorsitz von Kaiser Palfrader (falls er nicht selbst antritt) sollten erfahrene Opfer des Song Contests (Anita, Wilfried und Thomas Forstner hatten die Ehre des letzten Platzes) ihre warnenden Ideen einbringen. Natürlich auch Eric Papilaya, der 2007 bereits im Semifinale ausschied, worauf es der ORF vorzog, nicht mehr anzutreten.

Dass eine Verknüpfung der Kandidatenauswahl mit der Castingshow "Helden von Morgen" angedacht ist, geht dabei in Ordnung. Nur sollte man unbedingt auch Dieter Bohlen bitten, hier nach dem Rechten zu sehen. Für hammerharte Wahrheiten (zumindest andere Personen betreffend) ist er ja bekannt ("Der Song hängt dir wie ein toter Vogel um den Hals!"). Bezüglich des Songs aber möge Udo Jürgens aus den letzten fünf Siegerliedern eine raffinierte Miniatur zusammenstellen. Nur so könnte ein Waterloo womöglich verhindert werden. (Ljubiša Tošić/DER STANDARD; Printausgabe, 2.8.2010)