Bild nicht mehr verfügbar.

Laut Studie fühlen depressive Menschen den Schmerz früher und empfinden ihn auch als unangenehmer als Gesunde.

Foto: APA/Roland Weihrauch

Krefeld - Depressionen erhöhen offenbar die Schmerzempfindlichkeit. Das berichtet nun der Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) unter Berufung auf eine italienische Studie. Das Team um Professor Michele Tinazzi vermutet den Grund darin, dass für die Verarbeitung von emotionalen Stimmungen im Gehirn teils dieselben Regionen und Neurotransmitter zuständig sind wie für die Verarbeitung von körperlichen Schmerzen. 

Schmerzschwelle und -toleranz niedriger

In ihrer Untersuchung verglichen die Experten die Schmerzschwelle sowie die Schmerztoleranz von 25 Menschen mit einer noch unbehandelten Depression mit den Werten einer gesunden Kontrollgruppe. Es zeigte sich, dass die Depressiven den Schmerz früher und auch als unangenehmer empfanden als die Gesunden. Sämtlichen Probanden wurden leichte Stromimpulse an Händen und Füßen verabreicht. 

Serotonin als Stimmungsheber

Trifft es tatsächlich zu, dass Depression und Schmerz sehr eng zusammenhängen, könnten zukünftig sogenannte Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer unter Umständen beides gleichzeitig bekämpfen, betonen die Forscher. Das ist eine Medikamentengruppe, die bei der Behandlung von Depressionen zum Einsatz kommt. Sie hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in ihre Speicher im Gehirn. Dadurch wird der Mangel an diesen Botenstoffen begrenzt. Die Annahme ist aber noch durch weitere, detaillierte Studien zu überprüfen. Serotonin reguliert unter anderem die Weite von Blutgefäßen sowie die Bewegungen des Magen-Darm-Traktes. Außerdem beeinflusst der Botenstoff Körpertemperatur, Appetit, Schlaf und unsere Stimmung. Noradrenalin ist ein Stresshormon, das unter psychischem oder körperlichem Stress freigesetzt wird. (sid)