Wer mehr weiß, als die anderen hat bei Aktiengeschäften die Nase vorn. Weniger gut - wenn das die Spatzen dann vom Dach pfeifen.

APN/Schlüter

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat im Vorjahr sechs Untersuchungen wegen Verdachts auf Insiderhandel eröffnet. In vier Fällen wurde auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, wie die "Presse" berichtet. Neben OMV-Vorstandschef Wolfgang Ruttenstorfer wird auch gegen Hirsch Servo sowie Mitarbeiter der Constantia Privatbank (CPB) und von Kapsch TrafficCom ermittelt.

Insider-Informationen weitergegeben?

Bei Hirsch Servo werde gegen den Firmenboss Kurt Hirsch und seine Töchter ermittelt. Vor einer Ad-hoc-Veröffentlichung, in der die Ergebnisprognose deutlich angehoben wurde, haben sie "jeweils beim gleichen Kreditinstitut ein Depot eröffnet und Kaufaufträge mit identer Stückzahl veranlasst", heißt es in einem FMA-Bericht. Die Behörde hege den Verdacht, dass der Vorstand die Insiderinformationen weitergegeben und selbst ausgenützt hat. Hirsch bestreitet dies gegenüber der Zeitung.

Bei der Constantia soll ein Händler für das Konto der Bank AT&S-Aktien gekauft haben, bevor er einen Kundenauftrag über den Erwerb eines größeren AT&S-Pakets ausgeführt hat. Nach Ausführung der Kundenorder wurde das Aktienpaket mit Kursgewinnen abgestoßen. Die ehemalige CPB wollte dies gegenüber der Zeitung nicht kommentieren. Angeblich ist das Verfahren mit einer Diversion (außergerichtlicher Vergleich, Anm.) beendet worden.

Bei Kapsch wurden laut "Presse" zwei Mitarbeiter im Zusammenhang mit dem Einstieg beim norwegischen Rivalen Q-Free im Jänner 2009 der Insiderinformation verdächtigt. Ein Verfahren sei bereits eingestellt worden, gegen eine andere Kapsch-Mitarbeiterin werde noch ermittelt. Kapsch gab keine Stellungnahme ab, "dem Vernehmen nach" weise die Mitarbeiterin die Vorwürfe zurück, so die Zeitung.

Causa Ruttenstorfer vor Entscheidung

Gegen OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer wird, wie mehrfach berichtet, schon seit einem Jahr ermittelt. Die Untersuchungen sollen spätestens bis Herbst abgeschlossen sein. Ruttenstorfer, der stets betonte, sich an alle gesetzlichen Vorgaben gehalten zu haben, hat am 23. März 2009 OMV-Papiere gekauft. Am selben Tag sagte er in einem Interview, die OMV habe vor, den 21-Prozent-Anteil an der ungarischen MOL bis Ende 2009 zu halten. Wenige Tage später, am 30. März, stieß die OMV ihre MOL-Beteiligung jedoch ab, woraufhin die OMV-Aktie stieg. (red/APA)