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Microsofts neuer Tablet-Anlauf lässt wenig Hoffnung, dass die Redmonder diesmal erfolgreich sein werden.

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Auf dem Analysten-Treffen vergangene Woche hatte Microsoft-CEO Steve Ballmer einmal mehr neue Tablets mit Windows angekündigt. Das iPad habe sich zwar besser verkauft, als er gehofft habe, doch Microsoft könne auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen. Alleine, Erfolg war den Windows-Tablets bislang nicht bescheiden, und Microsofts Pläne erwecken nicht den Eindruck, dass sich daran etwas ändern wird.

"Microsoft versteht das iPad nicht"

Microsoft sieht in Tablets einen weiteren Formfaktor von PCs - Laptops mit Touchscreens statt einer Tastatur. Doch das iPad bietet in Punkto Features und Leistung deutlich weniger als ein Notebook und ist doch erfolgreicher als bisherige Tablet-Konzepte. "Microsoft kapiert das iPad noch immer nicht", kommentiert Peter Bright von Ars Technica Ballmers jüngste Tablet-Ankündigungen. Das iPad ist nicht als Notebook-Ersatz gedacht. Es ist auf die mobile Medien-Nutzung für Musik und Videos, auf Browsen, Nachrichten- und Bücher-Lesen sowie Spielen ausgelegt. Und zwar nur darauf. Das Gerät ist klein genug, dass man es unterwegs in der Tasche mitnehmen kann, das Display wiederum groß genug, um Websites vollständig und komfortabel anzeigen zu können. Einstellungen und Konfiguration sind so simpel wie möglich gehalten und der Akku hält länger als bei durchschnittlichen Notebooks.

Kein Laptop-Ersatz

Dass das iPad kein Ersatz für ein Notebook sein kann, ist eindeutig: es fehlen die Flash-Unterstützung und ein direkter USB-Anschluss. Um Fotos von einer Kamera auf der iPad zu laden, ist beispielsweise ein zusätzlicher Adapter notwendig. USB-Sticks können nicht angeschlossen werden und an den Rechner kann man es nur über das Apple-eigene USB-Kabel anschließen. Software kann man nur über den App Store herunterladen - sofern man keinen Jailbreak durchführen möchte. Tiefergehende Einstellungsmöglichkeiten wie etwa Zugriff auf die Ordnerstruktur gibt es nicht. Das iPad richtet sich an Nutzer, die ein Zusatzgerät suchen, das zwischen Smartphone und Notebook liegt und zur Nutzung nicht erst hochgefahren werden muss. Dass das nicht jeder braucht und dafür mindestens 500 Euro ausgeben will, ist klar.

Auf die Software kommt es an

Windows-Tablets hingegen haben bislang immer versucht, eine Alternative zu Notebooks zu bieten. Beim Versuch, alle Funktionen eines Laptops in ein Gerät mit konventionellem Betriebssystem, ohne Keyboard und Maus zu verpacken, scheiterte Microsoft bislang. Und wenn die Redmonder diesen Ansatz beibehalten, ist auch ihr nächster Angriff zum Scheitern verurteilt, meint Ars Technica. Nicht die Hardware ist der Schlüssel, sondern die Software. Windows 7 bietet zweifellos mehr Möglichkeiten als Apples iPhone OS, das jetzt noch am iPad läuft, bzw. das neue iOS 4. Allerdings ist auch Windows 7 trotz Multitouch-Unterstützung nicht so gut für ein rein mit den Fingern bedienbares Gerät geeignet. Auch bei Software von Drittanbietern ist keineswegs sichergestellt, dass sie Touch-Gesten unterstützen. Apple hingegen hat strenge Vorschriften und prüft jede App. Das hat natürlich zur Folge, dass auch unterwünschte Inhalte ausgesperrt werden. Die Usability der Plattform ist dadurch jedoch sehr hoch.

Neue Oberfläche

Auf Smartphones hat Microsoft Jahre benötigt, um ein Touchscreen-freundliches Betriebssystem zu entwickeln. Windows Mobile war ursprünglich nur eine verkleinerte Version von Windows für die Bedienung mit dem Stylus. Bei Windows Phone 7 geht Microsoft einen ganz neuen Weg. Allerdings plant Microsoft keine Tablets mit Windows Phone 7. Autor Peter Bright meint, dass die Tablets zwar durchaus auf Windows 7 basieren können, doch das User-Interface müsse vollkommen erneuert werden. Problematisch erscheint auch, dass die Redmonder mehrgleisig fahren und auch den Windows CE-Nachfolger Windows Embedded 7 auf Tablets bringen wollen. Asus, das ein erstes Gerät mit dem System angekündigt hat, ist mittlerweile jedoch davon abgekommen und will das Eee Pad nun mit Android ausliefern. Ob Microsoft so schnell eine völlig überarbeitete, Touchscreen-freundliche, einfache Benutzeroberfläche aus dem Hut zaubern kann, ist jedoch zweifelhaft. (br)