Integration am Wohnort: Mit Festen in den Wohnhausanlagen wird versucht, die Nachbarschaft zu verbessern und die Kommunikation unter den Mietern zu fördern.

Foto: Sozialbau

Bild: Der "Globale Hof" der Sozialbau in Wien-Liesing.

Foto: Sozialbau

Die Sozialbau beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit dem Thema Integration. Die Erfahrungen: Zuwanderung muss im Einklang mit Integration stehen. Und: In den Häusern gibt es so viel Kinder wie zuletzt vor 20 Jahren.

***

Wien - Bei Österreichs größter gemeinnütziger Wohnbaugesellschaft, der Sozialbau, findet die Integration von Ausländern seit über zehn Jahren statt, zum Teil mit zweistelligen Zuwachsraten. Damit das Miteinander in einem Wohnhaus und damit die Integration funktioniert, bedarf es einer Mischung aus "Wiener Ureinwohnern und Zuwanderern", sagte Sozialbau-Chef Herbert Ludl zum STANDARD.

Allerdings schaffe Zuwanderung zusätzliche Probleme: Neben der normalen angespannten wirtschaftlichen Lage, kämpfen die Wohnbaugesellschaften mit steigenden Grundstückspreisen und damit einhergehenden steigenden Mieten. Ist der Wohnungsmarkt knapp, sei es für Zuwanderer noch schwieriger, eine Wohnung zu bekommen.

Ghettobildung verhindern

Menschen aus rund 50 verschiedenen Nationen beherbergt die Sozialbau in ihren über 40.000 Wohnungen. Aber jene Zuwanderer, die es geschafft haben, eine Sozialbauwohnung zu bekommen, "die kommen nicht mit einem Sack Geld, die kommen mit einem Sack Problemen", so Ludl. Um die Ghettobildung zu verhindern, "beeinflussen wir den Anteil an Ausländern in jedem Haus und achten auch darauf, dass die soziale Mischung stimmt" , argumentierte der Sozialbau-Chef. Nur ein Drittel bis maximal die Hälfte der Wohnungen in einer Anlage werden an Zuwanderer vergeben. Ein Musterbeispiel für gelungene Integration ist der vor mittlerweile zehn Jahren bezogene Globale Hof in Liesing. In 150 Wohnungen leben 300 Menschen aus 18 Nationen.

Der im Vergleich zu anderen Wohnbaugesellschaften hohe Anteil an Zuwanderern hängt auch damit zusammen, dass die Sozialbau (steht im Einflussbereich der Wiener SPÖ und der Wiener Städtischen Versicherung) die Hälfte aller Wohnungen der Gemeinde Wien zur Verfügung stellen muss. Da die Gemeinde selbst seit rund zehn Jahren keine Wohnungen mehr neu baut, hat sie für diese Wohnungen ein Belegungsrecht.

"Das Haus darf nicht absandeln"

Damit auch besser verdienende Wiener einziehen, müsse das Haus gepflegt und die Wohnung günstig sein. Ordnungswidrigkeiten werden sofort abgestellt. Ludl: "Und wenn wir hundertmal das Graffiti an der Hausmauer entfernen müssen, dass Haus darf nicht absandeln." In der Praxis stehe jedes neue Haus in den ersten drei Jahren unter besonders starker Beobachtung der Hausverwalter. Und vor Ort müsse ein Hausbetreuer sein, der eine Respektperson sei, aber kein Oberfeldwebel. Man dürfe den Dingen nicht ihren Lauf lassen und sich darauf beschränken, nur die Miete zu kassieren. Das sei zu wenig, so Ludl.

Wichtig für die Integration seien Gemeinschaftsräume, wo Sommer-, Kinder- und Geburtstagsfeste stattfinden, die zum Teil die Bewohner oder die Sozialbau organisieren. In Wohnanlagen brauche man Plätze, wo die Leute gemeinsam etwas tun können. Ludl: "Wenn ich es schaffe, dass die Leute zusammensitzen und reden, habe ich Wohnqualität geschaffen, und ich habe Integrationsarbeit geleistet." Die Nachfrage nach den geförderten Wohnungen ist gewaltig: Für jede Wohnung, die vergeben werde, müssen 19 Leute abgewiesen werden. Durch die Zuwanderung gebe es derzeit wieder sehr viele Kinder, so viel wie zuletzt vor 20 Jahren, so Ludl. Allein im 10. Bezirk seien es 150 Kinder in einer Anlage. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.8.2010)